GLAUBE, UM ZU VERSTEHEN!

390. Kleine Vaterbetrachtung

“Versuche nicht, alles zu verstehen, um glauben zu können, sondern glaube einfach, um zu verstehen.” (Heiliger Augustinus)

Hier im Wort des Heiligen Augustinus kommt uns wieder jene Einfachheit entgegen, wie wir sie auch von der Heiligen Schrift her kennen. Eine Einfachheit, durch die man sicher das Ziel zu erreichen vermag.

Unser Verstand möchte alles erforschen, um dann auf der gewonnenen Erkenntnis seine Sicherheit aufzubauen. Doch entspricht dieser Weg nicht dem des übernatürlichen Glaubens.

Der Weg des Verstandes ist nicht nur sehr kompliziert, sondern in sich ist es auch fraglich, ob man durch ihn ans Ziel kommt, oder ob man sich nicht unterwegs verliert oder gar verirrt.

Der Glaube hingegen – die übernatürliche göttliche Tugend – ist ein sicherer Weg, auf dem auch der Verstand erleuchtet zu werden vermag, damit er mit seinen Fähigkeiten die Wahrheiten des Glaubens aufnehmen und gedanklich durchdringen kann. So hat es unser himmlischer Vater in seiner Weisheit eingerichtet, und so kann jeder Mensch zum Heil gelangen.

Der Heilige Augustinus wußte das sehr gut. Er, der mit wachem Verstand alles erforschen wollte. So schreibt er:

“Den Himmel fragte ich, die Sonne, den Mond und die Sterne, und ihre Rede war: »wir sind Gott nicht, den du suchst!« Da sprach ich zu allen, die sich meiner Augen Gesichtskreis darstellten: »wohl sagtet ihr mir, ihr wäret nicht mein Gott. Was ist es, was ihr mir von ihm sagen könnt?« Und sie riefen zusammen alle mit großer Stimme: »Er selbst schuf uns.«

So ist es: Überall können wir die Liebe unseres Himmlischen Vaters entdecken, wenn uns die Augen des Glaubens aufgehen. So wächst uns wirkliches Verständnis zu und wir begreifen, daß unser Leben und alles Leben um uns herum von Gott kommt, und daß wir und alles aus Liebe ins Dasein gerufen wurden. Haben wir das verstanden, dann öffnen sich uns die Tore der Weisheit, und auch der Verstand nimmt seinen ihm zugeordneten Platz ein und ist im Frieden, wahrhaftig zu verstehen.