DER HERR ERNEUERT SEINE LIEBE

119. Kleine Vaterbetrachtung

“Der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte, ein Held, der Rettung bringt. Er freut sich und jubelt über dich, er erneuert seine Liebe zu dir, er jubelt über dich und frohlockt, wie man frohlockt an einem Festtag!”  (Zef 3,17)

Das ist ein Wort, welches unser himmlischer Vater zu seinem Volk spricht, insbesondere zu Jerusalem. Er möchte sich erbarmen und seine Liebe erneuern, trotz aller Vergehen des Volkes.

So droht über der Menschheit nicht ein unbarmherziges Damoklesschwert, was die Völker vernichten will, sondern überall ist es der liebende und gerechte Vater, der die Menschen heimruft – gerade auch inmitten der dunklen Schatten unserer gegenwärtigen Zeit.

Ohne nur im Geringsten die drohende Gefahr relativieren zu wollen, in welche sich die Menschen durch ihre gottlosen Wege begeben, durch die sie furchtbare Konsequenzen auf sich ziehen, will Gottes Heilswille doch daß alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen” (1 Tim 2,4). Wir haben dies in den vergangenen Betrachtungen immer wieder hervorgehoben, denn der Herr ist ein liebender Vater und kein rächender und strafender Gott. So sehen wir es auch in der Geschichte Israels, mit dem Volk des Neuen Bundes und mit jeder einzelnen Seele.

Wie jubelt und frohlockt der Herr, wenn die Menschen sich ihm zukehren! Welche Freude herrscht im Himmel, wenn ein Sünder umkehrt (Lk 15,7), welch ein Festtag ist es für Gott, wenn die Seinen sich nicht mehr der Gnade verschließen und das Heil annehmen!

Gott ist in seiner Huld nicht zu überbieten. Einem Petrus, der ihn verleugnet hat, gibt der Auferstandene – nachdem er Reue über seine Sünde gezeigt hat – die Gelegenheit, diese Sünde wieder gutzumachen und läßt Petrus drei Mal seine Liebe zu ihm bezeugen (Joh 21,15-18).

Diesen Vorgang beschreibt der Heilige Thomas von Aquin sehr schön: “Wenn die Seele – selbst nach einem schweren Fall – eine wahrhaft glühende Reue hat, die dem Grade der Gnade entspricht, die sie verlor, wird sie diesen Grad wiedererlangen; sie kann sogar zu einem höheren Grad der Gnade wiederaufleben, wenn sie eine noch stärkere Reue besitzt.”  (Thomas III a q. 89, a.2)

Was geschah mit Petrus? Der Herr setzte ihn als Haupt der Kirche ein!

Verstehen wir: Gott gibt niemanden auf! Es ist seine Freude und sein Jubel, wenn der Mensch auf seine Liebe antwortet. Wenn wir selbst auf unserem Weg der Nachfolge nachlässig geworden sind oder gar in die Sünde gefallen sind, dann können wir wieder aufstehen und weitergehen.

Der Heilige Thomas ermutigt uns dazu: “Die Seele ist nicht gezwungen, ihren Aufstieg von Anfang an neu zu beginnen, sondern kann ihn an der Stelle fortsetzen, an die sie gelangt war, bevor sie fiel. Derjenige, der auf halber Höhe einen Fehltritt tut, erhebt sich sofort und setzt den Aufstieg fort!” (Thomas III a q. 89, a.2)

Der Herr erneuert seine Liebe…