Komm herab, oh Heiliger Geist!

Pfingstexerzitien, Teil 1

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Von heute an werden in den täglichen Ansprachen die Vorträge der Exerzitien in schriftlicher Form abschnittweise gesendet. Wer sich die Vorträge original anhören möchte, die in deutscher Sprache mit spanischer Übersetzung gesendet wurden, den verweise ich auf meinen Videokanal auf youtube:

https://www.youtube.com/watch?v=c5NeYuVqpVM

Komm, Heiliger Geist,

sende vom Himmel her Deines Lichtes Strahl.

Komm, Vater der Armen,

Komm, Geber der Gaben,

Komm, Licht der Herzen.

In einer deutschen Übersetzung der lateinischen Pfingstsequenz, die in das Gotteslob der katholischen Kirche im deutschsprachigen Raum aufgenommen wurde, heißt es am Anfang:

Komme herab o Heiliger Geist,

der die finstere Nacht zerreißt,

strahle Licht in diese Welt.

Wie war es, als der Heilige Geist zu Pfingsten kam und die Jünger des Herrn erleuchtete?

Sein Kommen war mit einem großen Wunder verbunden; in diesem Augenblick war die sog. babylonische Sprachverwirrung aufgehoben. Alle verstanden die Predigt der Apostel in ihrer eigenen Sprache. Erinnern wir uns an die Passage im Alten Testament, welche über die Sprachverwirrung, den Turmbau zu Babel berichtet.

Gen 11,1-9

Die ganze Erde hatte eine Sprache und ein und dieselben Worte.  Als sie ostwärts aufbrachen, fanden sie eine Ebene im Land Schinar und siedelten sich dort an. Sie sagten zueinander: Auf, formen wir Lehmziegel und brennen wir sie zu Backsteinen. So dienten ihnen gebrannte Ziegel als Steine und Erdpech als Mörtel.  Dann sagten sie: Auf, bauen wir uns eine Stadt und einen Turm mit einer Spitze bis in den Himmel! So wollen wir uns einen Namen machen, damit wir uns nicht über die ganze Erde zerstreuen. Da stieg der HERR herab, um sich Stadt und Turm anzusehen, die die Menschenkinder bauten. Und der HERR sprach: Siehe, ein Volk sind sie und eine Sprache haben sie alle. Und das ist erst der Anfang ihres Tuns. Jetzt wird ihnen nichts mehr unerreichbar sein, wenn sie es sich zu tun vornehmen. Auf, steigen wir hinab und verwirren wir dort ihre Sprache, sodaß keiner mehr die Sprache des anderen versteht. Der HERR zerstreute sie von dort aus über die ganze Erde und sie hörten auf, an der Stadt zu bauen. Darum gab man der Stadt den Namen Babel, Wirrsal, denn dort hat der HERR die Sprache der ganzen Erde verwirrt und von dort aus hat er die Menschen über die ganze Erde zerstreut.

Es ist eine gängige und sicher zutreffende Auslegung, daß es beim Turmbau zu Babel darum ging, daß die Menschen sich auf die gleiche Ebene mit Gott stellen wollten. Das ist hier für die physische Ebene ausgedrückt, aber sicher noch tiefer geistlich zu verstehen: Es geht um den Versuch des Menschen – unter der Anleitung „des Geistes des Aufruhrs“ die Stelle Gottes einnehmen zu wollen. Das ist eine Absicht des gefallenen Engels, welche er bis zum heutigen Tag verfolgt und leider in der Menschheit genügend Mitarbeiter findet.

Schauen wir nun auf die Auswirkungen dieses in der Bibel geschilderten Versuches: Die vorher einheitliche Sprache wird verwirrt! Die Menschen verstehen sich nicht mehr, sie sprechen keine einheitliche Sprache mehr und sie werden zerstreut. Ein heilloser Zustand, der bis heute anhält!

Um den göttlichen Vorgang an Pfingsten nun besser zu verstehen, betrachten wir noch einmal den Begriff der Sprachverwirrung und können davon ausgehen, daß wohl nicht nur die äußere Sprache verwirrt wurde sondern die Menschen sich auch oft im Herzen nicht mehr verstanden, ja in ihrer Gotteserkenntnis oft verwirrt sind. Denken wir an den Bericht über die Götzen in den Zeiten des Alten Testamentes, hinter denen sich die Dämonen verbargen.

Welche Verwirrung und Abirrung von der wahren Gotteserkenntnis! Welch mühsamer Weg für Gott, den Menschen durch das Volk Israel die Gebote zu geben und sie den rechten Weg der Gottesverehrung zu lehren! Welcher Kampf, sie davon abzuhalten, immer wieder in die Nacht der Sünde und Verwirrung zu fallen! Welche Geduld und Liebe unseres himmlischen Vaters ist dazu nötig!

Und dann, um den Blick auf  Pfingsten zu werfen, heißt es:

Als der Tag des Pfingstfestes gekommen war, waren alle zusammen am selben Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Und alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt und begannen, in anderen Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab. In Jerusalem aber wohnten Juden, fromme Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als sich das Getöse erhob, strömte die Menge zusammen und war ganz bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden. Sie waren fassungslos vor Staunen und sagten: Seht! Sind das nicht alles Galiläer, die hier reden? Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören: Parther, Meder und Elamiter, Bewohner von Mesopotamien, Judäa und Kappadokien, von Pontus und der Provinz Asien, von Phrygien und Pamphylien, von Ägypten und dem Gebiet Libyens nach Kyrene hin, auch die Römer, die sich hier aufhalten, Juden und Proselyten, Kreter und Araber – wir hören sie in unseren Sprachen Gottes große Taten verkünden. Alle gerieten außer sich und waren ratlos. Die einen sagten zueinander: Was hat das zu bedeuten? Andere aber spotteten: Sie sind vom süßen Wein betrunken.

Hören wir genau hin, was geschah!

Gott selbst hat durch den Heiligen Geist eine Einheit geschaffen, indem er die anwesenden Menschen damit beschenkte, durch die Predigt der Apostel Gottes große Taten in ihrer eigenen Sprache zu hörten, obwohl die Jünger ja nur ihre Muttersprache verwendeten. Das ist mehr als ein erstaunlicher Vorgang, denn die Leute „gerieten außer sich“ und stellten die Frage: Was hat das zu bedeuten?

Was hat das zu bedeuten?

Dieser Frage gehen wir in der morgigen Betrachtung nach!