DIE FREUDE IN DIESER WELT IST KURZATMIG

144. Kleine Vaterbetrachtung

“Die Freude in dieser Welt ist kurzatmig. Sie hat keinen Bestand, wenn sie nicht mit mir verbunden ist.” (inneres Wort)

Wie schnell vergehen die irdischen Freuden, auch die aus christlicher Sicht erlaubten, wenn man sie für sich selbst sucht. Sie sind ein flüchtiger Augenblick, manchmal berauschende und mitreißende Momente, und doch haben sie keinen Bestand und lassen die Seele danach leer zurück. Sucht man sie immer wieder, dann tritt dasselbe ein und die tiefere Dimension der menschlichen Seele bleibt ohne inneren Frieden und ungesättigt.

Anders ist es, wenn die irdischen Freuden dankbar aus der Hand unseres Vaters entgegengenommen werden. Dann erkennen wir sie als kleine Aufmerksamkeiten seiner Liebe, die mit sehr viel Einfühlung unserer menschlichen Natur entgegenkommen. “Der Wein erfreut des Menschen Herz” (Ps 104,15). Wird er mit Maß und Dankbarkeit dem Schöpfer gegenüber genossen, dann gehört er zu den irdischen Freuden, die unser Leben bereichern. Wenn auch die Wirkung des Weines vergeht, so bleibt im Herzen doch die Freude und Dankbarkeit gegenüber Gott.

Unser Vater möchte, daß wir die wahren Freuden genießen. Wir sollen trunken werden von dem Wein seiner Liebe, verzückt von seiner Gegenwart, unterwiesen in seiner Weisheit und getragen von seiner immerwährenden Güte.

Wenn wir die tieferen Freuden aufnehmen, die Gott für uns bereitet hat, dann wird der Hunger nach den irdischen Freuden nachlassen. Sie reihen sich dann ein und nehmen den ihnen gebührenden Platz ein, sind dann nicht mehr wie erstrebenswerte Hauptsachen, sondern willkommene und zärtliche Zugaben unseres himmlischen Vaters.

Weil Gott uns so unermeßlich liebt, wacht unser Vater auch darüber, daß wir uns nicht verstricken und uns nicht den Weg zu den wahren Freuden versperren, indem wir an den irdischen in einer Weise hängen, die unserem geistlichen Fortschritt schadet.

Der Apostel Paulus hat uns ein sehr weises Wort geschenkt. “Alles ist mir erlaubt – aber nicht alles nützt mir. Alles ist mir erlaubt – aber nichts soll Macht haben über mich (1 Kor 6,12). Die christliche Klugheit wird versuchen, sich danach zu richten.