VON DER LIEBE GETRAGEN

264. Kleine Vaterbetrachtung

“Es ist umsonst, daß ihr früh aufsteht und euch spät erst niedersetzt, um das Brot der Mühsal zu essen; denn der Herr gibt es den Seinen im Schlaf. (Ps 127,2)

Ähnlich wie in der gestrigen Betrachtung, läßt der Vater uns in sein Herz schauen, welches sich um uns müht. Gott will uns den Erdenweg nicht etwa schwer machen, sondern will ihn erleichtern. Wir sollen ihn »in göttlicher Einfachheit« zurücklegen.

Unser Leben wird leichter durch die Liebe, denn sie bewegt uns und läßt uns alle Stationen auf unserem Weg bewältigen; nicht mit der »Erdenschwere« – “das Brot der Mühsal -, sondern verbunden mit jener Kraft, die alles ins Leben gerufen hat: mit der Kraft der Liebe unseres himmlischen Vaters.

Das ist das Geheimnis, aus dem wir schöpfen. Wer es verstanden hat und danach lebt, empfängt aus dieser Quelle, und die Liebe unseres Vaters erreicht ihn überall, sogar im Schlaf! Damit ist auch die Sorglosigkeit angesprochen, welche uns aus der innigen Beziehung zu unserem Vater erwächst.

Die Güte und Huld des Vaters ist nicht abhängig von der Größe unserer Anstrengungen, sondern wird durch unsere Empfänglichkeit wirksam und erfahrbar. An die Stelle der Mühsal tritt das Vertrauen auf Gottes Güte. Es ist das Vertrauen, das unsere Erdenschwere mildert und uns die Augen für Gottes immer liebende Aufmerksamkeit öffnet. Kein Bereich ist vor dem Herrn verschlossen; wir können uns ganz in seine Arme fallen lassen.

Auch durch dieses Psalmwort will der Vater uns zeigen, daß wir das Leben in ihm leben sollen. Dann verwandelt sich die Mühsal, und wir bauen auf ihn und nicht auf das Werk unserer Hände.

“Kommt zu mir, die Ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir, (…) denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.” (Mt 11,28-30)

 Im geistlichen Leben gibt es einen vergleichbaren Vorgang: Unser Gebetsleben mit dem mündlichen Gebet und der Betrachtung ist manchmal mühsam. Wenn uns der Vater die Kontemplation schenkt – wenn also der Heilige Geist im Gebet die Führung übernimmt – dann wird es sehr einfach und verliert die Erdenschwere, die den anderen Gebetsweisen oft noch anhaftet. Es ist dann die göttliche Liebe selbst, die sich in unser Herz ergießt und den Geist leitet, wodurch alles einfacher wird. Das schenkt uns einen Vorgeschmack des Himmels. Allerdings hält dieser schon etwas verklärte Zustand auf der Erde in der Regel nicht allzu lange an, erweckt aber im Herzen eine große Sehnsucht nach der Anschauung Gottes in der Ewigkeit.