DER KLEINE VOGEL VOR MEINEM FENSTER

265. Kleine Vaterbetrachtung

“Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie. (Mt 6,26)

Wir bleiben im Thema der liebenden Fürsorge unseres himmlischen Vaters. Er möchte, daß wir in rechter Sorglosigkeit leben. Ist das nicht leicht verständlich, wenn wir bedenken, daß wir seine Kinder sind? Ist es nicht selbstverständlich, daß er als unser gütiger Vater sich um alles sorgt, was unser zeitliches und ewiges Heil betrifft? Selbst wir Menschen sorgen für die, welche uns anvertraut sind.

Es muß also an uns liegen, wenn wir nicht in der heiligen Sorglosigkeit leben, die uns der Vater anbietet.

Wenn ich am frühen Morgen die Meditationen schreibe, dann kann ich einen kleinen Vogel beobachten, wie er in der Nähe meines Fensters Nahrung sucht. Er findet sie, und ich höre sein Gezwitscher und sehe seine Geschäftigkeit, wie behende er dann seinen Platz wechselt und weiterfliegt. Er bekommt von Gott, was er braucht – der kleine Vogel! Nichts tut er dazu, er ist einfach da und Gott versorgt ihn in seiner Zärtlichkeit – und mich erfreut das kleine Vögelchen! Unser Vater kennt und liebt es und hat es erschaffen; also versorgt er es auch!

Eigentlich ganz einfach – und noch einfacher ist es zu verstehen, daß unser Vater den Menschen, den er sogar nach seinem Bild geschaffen hat (Gen 1,27), mit seiner Liebe umgibt. Wir sind es, die wir immer noch ängstlich um uns besorgt sind! Der Herr lädt uns ein, diese verkrampfte Sorge zu verlassen, seine Liebe zu verstehen und dieser zu vertrauen.

In dem Vaterbüchlein, wo es um die Quelle und den Ozean der Liebe geht, heißt es so einladend, wie es nur aus einem väterlichen Herzen strömen kann:

“Die Quelle ist das Symbol für mein Erkanntwerden und der Ozean steht für meine Liebe zu euch sowie für euer Vertrauen zu mir. Wenn ihr von dieser Quelle trinken wollt, so seid daran interessiert, mich kennenzulernen, und wenn ihr mich kennt, dann stürzt euch in den Ozean meiner Liebe, indem ihr euch mir anvertraut mit einem Vertrauen, das euch verwandelt und dem ich nicht widerstehen kann.” (Botschaft von Gottvater an M. Eugenia Ravasio)

Es geht um das Vertrauen. Darum wirbt unser Vater! Denn diesem Vertrauen kann und will er nicht widerstehen, weil es für ihn den Weg öffnet, uns seine Liebe zu schenken. Aus diesem Vertrauen erwächst die heilige Sorglosigkeit. Der kleine Vogel vor meinem Fenster lehrt mich das. Wenn der Vater ihn versorgt, dann wird er auch an mich denken!