WER VERTRAUTE AUF DEN HERRN UND WURDE ENTTÄUSCHT?

266. Kleine Vaterbetrachtung

“Wer vertraute auf den Herrn und wurde enttäuscht? (Sir 2,10)

Niemand! Das können wir mit ganzer Überzeugung sagen.

Wenn es Enttäuschungen gibt, dann liegt es an uns, daß wir den Willen Gottes nicht begreifen können oder vielleicht in unseren Erwartungen enttäuscht wurden, wenn diese nicht eintrafen. Ganzes Vertrauen zu Gott bedeutet, daran festzuhalten, “daß denen, die Gott lieben, alles zum Guten gereicht (Röm 8,28), auch wenn wir das nicht verstehen und manch eine Situation für uns dunkel bleibt.

Das mag eine schwierige Lektion sein, besonders bei großem Leid, bei Verfolgungen und ähnlichen Umständen, die uns nicht erspart bleiben. Doch bleibt es wahr, was uns der Glaube lehrt. Es ist vom Wesen unseres Vaters her sicher: Wer ihm vertrauensvoll das Herz öffnet, wird nie enttäuscht werden. Wenn Gott eine schwer zu tragende Situation zuläßt, dann schenkt er der vertrauenden Seele Trost und Kraft, das Leid zu tragen und macht es fruchtbar für sie und für sein Reich.

Gestern haben wir gehört, daß unser himmlischer Vater sich dem Vertrauen gar nicht entziehen kann. Ist es bei uns Menschen nicht auch so, daß wir jemanden, der uns vertraut, auf keinen Fall enttäuschen wollen?

Wir haben so viel von und über unseren Vater zu lernen! Nie werden wir an ein Ende kommen! Jedes Mal, wenn wir etwas erkennen dürfen, staunen wir ob seiner Weisheit und Güte. Unser Vertrauen öffnet weit die Türe, daß sich unser Vater immer mehr und leichter mitteilen kann. Er bietet sich uns als göttlicher Freund an, als ein Vertrauter, wie es im Vaterbüchlein heißt: “Ihr müßt zuerst lernen, mich besser zu kennen und mich so zu lieben, wie ich es mir wünsche, das heißt nicht nur als Vater, sondern auch als euren Freund und Vertrauten” (Botschaft von Gottvater an M. Eugenia Ravasio)

Wenn er also innigste Freundschaft mit uns pflegen möchte, wie könnte er dann unser Vertrauen nicht anders als mit seiner Liebe beantworten?

Je mehr wir Gott kennenlernen, desto größer wird unser Vertrauen. Je mehr wir vertrauen, desto tiefer und selbstverständlicher wird unsere Liebe zu ihm. Die Liebe lernt Gott von innen her verstehen und weiß: Wer auf den Herrn vertraut, wird nie enttäuscht!