LEHRE UNS BEDENKEN, DASS WIR STERBEN MÜSSEN

271. Kleine Vaterbetrachtung

“Lehre uns bedenken, daß wir sterben müssen, auf daß wir klug werden. (Ps 90,12)

Ein einfaches und sehr weitreichendes Gebet! Wir alle sind unterwegs und haben als letzte Brücke in die Ewigkeit durch den Tod zu gehen. Keiner kennt die Stunde, wann es geschehen wird. Für gläubige Menschen verliert dieser »letzte Feind« immer mehr seinen Schrecken, je tiefer wir die Liebe des Vaters kennenlernen und verstehen, daß wir auf dem Weg nach Hause sind, wo Jesus uns die Wohnungen bereitet hat.

Doch ist es klug, sich dessen sehr bewußt zu werden, damit unser Leben vor den Augen unseres Vaters völlig offenliegt. Es ist dieses eine Leben, in dem wir uns bewähren können. Es ist dieses eine Leben, in dem wir Schätze im Himmel sammeln können. Es ist dieses eine Leben, in dem wir unserem Vater Freude machen können, die er uns in der Ewigkeit vergelten wird.

Dieses Bewußtsein zu pflegen, gehört zur christlichen Klugheit. Es ist sicher nicht so gedacht, daß wir voller Ängste und Skrupel immer darauf achten, daß wir ja keine Gelegenheit versäumen, Schätze zu sammeln. Das würde wohl in einen Krampf führen und an unseren Kräften zehren. Es ist vielmehr so, daß wir mit einem Blick zu unserem Vater und mit dem Hören auf den Heiligen Geist das Licht für die jeweils gegebene Situation geschenkt bekommen und der Geist des Rates uns beisteht, das zu verwirklichen, was unseren Vater ehrt.

»An den Tod denken« soll bedeuten, daß wir an unseren Vater denken, der uns in der Ewigkeit erwartet. Was können wir mitbringen? Wie können wir mit ihm zusammenarbeiten, damit die Menschen die Güte unseres Vaters kennenlernen und nicht unvorbereitet auf den Tod zugehen? Welche Werke, lieber Vater, willst Du durch uns tun?

Es wird unserem Vater sehr gefallen, wenn wir die kurze Spanne unseres Lebens so verbringen. Er wird uns anvertrauen, was ihm am Herzen liegt und uns gerne alles im Übermaß schenken, was wir zur Erfüllung unserer Aufgaben brauchen. So wird das bewußte Zugehen auf den Tod zur Freude, denn dort werden wir von dem erwartet, der die Liebe ist.