DIE FORMENDE LIEBE UNSERES VATERS

376. Kleine Vaterbetrachtung

“Wo ist ein Sohn, den der Vater nicht züchtigt?” (Hebr 12,7)

Vielleicht mag dieses Wort für manchen zunächst erschreckend klingen. Doch ist dieser Schrecken nicht berechtigt, denn unser Vater möchte nichts weiter, als uns jene Formung zu geben, die vorgesehen ist, damit wir unser Ziel erreichen.

Wie wäre das auch, wenn Gott sich nicht um uns kümmern würde und uns einfach auf irreführenden Wegen weitergehen ließe! Wie sehr unterscheidet sich doch die Liebe unseres Vaters von der verführerischen Stimme des Bösen!

In seinem Büchlein »Eine kurze Erzählung vom Antichrist« schildert Wladimir Solowjew die Begegnung des Antichristen mit einer dunklen Macht, die sich als »sein Vater« vorstellt. Dieser satanischen Gestalt werden folgende Worte in den Mund gelegt:

“Ich liebe dich und ich verlange nichts von dir. Du bist begabt mit aller Schönheit und Größe. Darum tue dein Werk in deinem Namen und nicht in dem meinen. Mich erfüllt kein Neid gegen dich, denn ich liebe dich. Ich fordere kein Geschenk von dir. Ich aber verlange nichts von dir, und ich werde dir dennoch helfen. Um deiner selbst willen, um deines eigenen hohen Wertes, um deiner Vollkommenheit willen, aus reiner und uneigennütziger Liebe zu dir werde ich dir helfen.”

Hier wird der Unterschied überaus deutlich. Während der himmlische Vater uns nach seinem Bilde formen will und uns dem Heiligen Geist anvertraut, damit wir unser Ziel nicht verfehlen, erzeugt der dunkle Geist Illusionen, um den Menschen in seiner Eitelkeit in die Verblendung zu führen. Er täuscht eine uneigennützige Liebe vor, um den Menschen so zu belassen, wie er ist.

Unser Vater läßt hingegen nichts unversucht, um uns in seiner Liebe an sich zu ziehen und zur Heiligung zu führen. Er liebt uns und schenkt uns die Erlösung, aber er überläßt uns nicht unserem Elend, sondern führt uns heraus.