Die Amazonassynode, Teil 2

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Diese Ausführungen von heute werden nur verständlich, wenn Teil 1 vom 3. November hinzugezogen wird. Ich bitte alle Hörer um Geduld, aber dieses Thema braucht eine gewisse Vertiefung, da es sich um eine erhebliche kirchliche Angelegenheit handelt, die in ihrer Brisanz möglicherweise nicht richtig wahrgenommen wird.

Wir müssen den schwerwiegenden Vorwurf beurteilen und einordnen, ob tatsächlich am 4. Oktober 2019 und in den folgenden Tagen während der Amazonassynode Akte der Idolatrie geschehen sind und somit Gott beleidigt wurde.

So sahen es jedenfalls die zwei Männer, welche aus der Kirche Santa Maria in Traspontina mehrere Figuren der Pachamama heraustrugen und in den Tiber warfen. Diesen Vorgang nahmen sie mit einer Kamera auf und er wurde somit durch das Internet und die sozialen Medien bekannt gemacht. Nicht unwichtig ist, wie sie diese Aktion begründet haben:

„Dies geschah aus nur einem Grund: Unser Herr und Erlöser Jesus Christus, seine selige Mutter und alle, die Christus nachfolgen, werden von Mitgliedern unserer eigenen Kirche angegriffen. Das akzeptieren wir nicht! Wir werden nicht mehr schweigen!….“

Christus vincit, Christus regnat, Christus imperat!

In der Folge wurde diese Aktion unterschiedlich bewertet: Die einen sprachen von einem Akt der Tempelreinigung, andere deuteten es bis hin zur Mißachtung der Indios des Amazonengebietes.

Entscheidend ist die Beurteilung des Geschehens. War es ein Akt, um eine Inkulturation des Evangeliums vorzunehmen oder war es eine Idolatrie – und damit eine Verfälschung des Evangeliums?

Wir hören dazu die Stimme von Weihbischof Eleganti aus der Schweiz, der in einem Facebook-Update daran erinnert, dass die umstrittene Figur der Pachamama nicht die Jungfrau Maria, die Mutter der Kirche, ist.

„…Dass man vor ihr in den vatikanischen Gärten auf die Stirne kniet und sie überall dort prominent steht und herumgetragen wird, wo besser das Gnadenbild der Jungfrau von Guadalupe verehrt und gezeigt würde (ein vom Himmel geschenktes, unmissverständliches und gleichzeitig inkulturiertes Abbild der Jungfrau Maria mit indigenen Zügen und Symbolen), ist unbegreiflich. Dass die offen demonstrierte Verehrung der Pachamama bei der Amazonas-Synode keine Idolatrie sein soll, ist für den Betrachter nicht nachvollziehbar. Und selbst wenn es so wäre, bliebe der Skandal, dass es mindestens danach aussieht und der Fels Petri darüber nicht in Sorge gerät, vielmehr die gut dokumentierten, dem Christentum fremden Rituale in den vatikanischen Gärten und darüber hinaus in Schutz nimmt und die heftigen, aber verständlichen Reaktionen dagegen betrauert.“

Noch deutlicher spricht sich ein emeritierter Bischof, José Luis Azcona, aus dem Amazonengebiet aus. Er verurteilt die heidnischen Riten als dämonische Skrilegien, die Ärgernis verursachen. Er bestätigt, daß es sich bei der „Pachmama“ um eine heidnische Gottheit handelt. Er präzisiert:

„These celebrations depend on the spirits that are evoked and it is evident that this is witchcraft, from which the letter of St. Paul to the Galatians warns us, in chapter 5, verse 29, when he denounces the sin of idolatry that is incompatible with the Gospel and with mission.“

„Diese Zelebrationen hängen von den Geistern ab, die angerufen werden und es ist offensichtlich, daß dies Hexerei ist, welche der hl. Paulus in dem Brief an die Galater anprangert, indem er klarstellt, daß die Sünde der Idolatrie nicht mit dem Evangelium und der Mission vereinbar ist. (Gal. 5,29).

Kath.net, ein österreichisches Internetportal, berichtet hingegen von Bischof Kräutler, der einer der Köpfe der Amazonssynode war folgendes:

Erwin Kräutler, der umstrittene österreichische Bischof, hat die umstrittenen Pachamama-Darstellungen aus dem Amazonas-Gebiet als „Ausdrucksform der Indigenen“ verteidigt, die „in unsere Liturgie integriert“ werden könne. Dies meinte Kräutler bei einem Vortrag in Bregenz, wie die „Tagespost“ berichtet. „Es gibt Leute, die meinen, die Pachamama sei eine Göttin“, erklärte Kräutler.

Offensichtlich hatte Bischof Kräutler sehr viel Einfluß auf die Bischöfe der Synode, wie Kardinal Schönborn, ein einflußreicher Kardinal, hervorhob. Kath.net berichtet, dass sich Kard. Schönborn vor einigen Tagen in einem Interview folgendermassen äusserte:

„Er (Bischof Kräutler) hat sich auf der Synode – und das hat mich sehr gefreut – einer ganz großen Wertschätzung unter den Bischöfen und den Laien erfreut und wird als Pionier gesehen.“

Bischof Voderholzer aus Regensburg sagte in einer Predigt am 31.10. in der Basilika Sankt Emmeram zu diesem Thema:

„…Inkulturation geschieht immer in Anknüpfung und Bruch zugleich. Origenes, ebenfalls ein Theologe der frühen Kirchengeschichte, verwies in seiner Auslegung des Auszugs Israels aus Ägypten z.B. darauf, dass die Israeliten die goldenen Gefäße und Statuen ihres bisherigen Gastlandes mit ihrem Pharaonenkult und der Jenseitsfixierung zwar mitnahmen, dass sie sie aber nicht als solche verwendeten, sondern einschmolzen und umformten zu den heiligen Geräten zur Verehrung und Anbetung des Gottes Israels. Er ist der Gott des Bundes mit den Menschen und gibt ihnen in den Zehn Geboten Orientierung für ein Gott gefälliges Leben. Bonifatius, der Apostel Deutschlands, hat auch nicht etwa den Kult der Germanen eins zu eins übernommen. Bonifatius hat die Donar-Eiche, den Kultbaum der germanischen Götterwelt, nicht umtanzt und nicht umarmt, sondern er hat sie gefällt und aus ihrem Holz ein Kreuz gezimmert und eine Petruskapelle gebaut. Ein wunderbares Bild für die Einpflanzung der Neuheit des Evangeliums in Kontinuität und Diskontinuität mit dem Bisherigen!  ..  Ohne einen gewissen Bruch mit dem Vergangenen ist die Neuheit Christi nicht zu gewinnen.“

Wir können in Bezug auf die angesprochene Zeremonie also nicht von einer gelungenen Inkulturation sprechen. Diese findet dann statt, wenn kulturelle Elemente integriert werden, die von früherer heidnischer Bedeutung völlig befreit sind und in keiner Weise Gläubige noch verunsichern können. Es darf nicht sein, daß noch irgendeine Möglichkeit offenbleibt, welche es den Dämonen erlaubt, sich solcher Götzen zu bedienen, um ihren Einfluß auf die Menschen auszuüben.

Der indianische Pachamamakult ist jedoch noch lebendig und nicht etwa von seinen heidnischen Elementen befreit. Selbst wenn man in den verwendeten Statuen nur ein Fruchtbarkeitssymbol sehen möchte, ist es für Katholiken nicht möglich, solchen Statuen eine besondere Ehrerbietung zu erweisen. Insofern sind die Vorkommnisse in Rom als sehr ernst einzustufen.

Papst Franziskus hat sich öffentlich entschuldigt, daß die Statuen in den Tiber geworfen wurde. Er bestätigte selbst, daß es sich bei den Statuen um die Pachamama, also nicht etwa um die Jungfrau Maria, handelt. Der Papst betonte, daß die Statuen nicht in götzendienerischer Absicht eingeführt worden seien.

Diese Aussage des Papstes ist morgen genauer zu betrachten und auch sollten Konsequenzen bedacht werden, welche aus dem verwirrenden Geschehnissen in Rom zu ziehen sind.