MEINE LIEBE ÜBERFLUTET EUCH

78. Kleine Vaterbetrachtung

“Meine Liebe überflutet euch, und so müßt ihr nichts Weiteres tun, als mich um jene Vollkommenheit und die Tugenden zu bitten, die euch mangeln; ihr könnt sicher sein, daß in diesen Augenblicken, in denen Gott im Herzen seiner Geschöpfe ruht, euch nichts verweigert wird.”  (aus dem Vaterbuch)

Der himmlische Vater spricht im vorhergehenden Abschnitt über die Heilige Eucharistie. Wenn wir die heilige Kommunion empfangen haben, sollen wir den Vater um all das bitten, was uns für den Weg der Heiligung dienlich ist. Im Moment des würdigen Kommunionempfangs ist uns Gott unendlich nahe, überflutet uns mit seiner Liebe; und wir sind in der Disposition, die Gnaden des Herrn aufnehmen zu können.

Zuerst sind wir empfangende Menschen. So sehr es uns in der Regel liegt, aktiv und gestaltend zu sein – was ohne Zweifel etwas Gutes ist – gilt es doch zu verstehen, daß die Liebe Gottes sich uns unverdient mitteilt und wir die Empfangenden sind.

“Meine Liebe überflutet euch.” Diese Momente, die Liebe Gottes kontemplativ zu empfangen, sind sehr wichtig. Sie prägen unsere Seele tiefer als alle Aktivitäten – es sind die Momente des innigen Liebesaustausches, der fast keiner Worte und auch keines Handelns bedarf.

Das ist nicht etwa mit Passivität zu verwechseln, sondern es ist die hohe Aufmerksamkeit unseres Herzens, das aufzunehmen, was Gott für uns bereitet hat. Es ist die Haltung Mariens, der Schwester Marthas, über die es im Evangelium heißt: “Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seinen Worten zu.” (Lk 10,39)

So ist es auch in der Heiligen Messe. Wir werden hineingenommen in das Opfer des Herrn, welches der Priester am Altar darbringt. Unsere Partizipation besteht besonders darin, diese Handlungen aufzunehmen und zu verinnerlichen.

Sind wir im Stand der Gnade, dann wendet uns der Herr die ganze unendliche Barmherzigkeit zu, die uns aus seinem Opfer am Kreuz zuwächst, und wir brauchen sie nur zu empfangen, und – wie der Vater sagt: “ihr könnt sicher sein, daß in diesen Augenblicken, in denen Gott im Herzen seiner Geschöpfe ruht, euch nichts verweigert wird.”