169. Kleine Vaterbetrachtung
“Lauterer Sinn im Verborgenen gefällt dir,
im Geheimen lehrst Du mich Weisheit.” (Ps 51,8)
Der “lautere Sinn im Verborgenen” hat etwas mit der Reinheit des Herzens zu tun. Je tiefer die Reinigung geht, umso mehr werden uns durch den Geist des Herrn die Regungen unseres Herzens bewußt. Wir öffnen alles – auch das Geringste – zu Gott hin, wodurch sich auf einem solchen Weg zunehmend die freiwilligen inneren Versperrungen gegenüber Gott auflösen.
All dies geschieht im Inneren des Herzens; dort, wo unser Vater Wohnung genommen hat und uns im Verborgenen belehrt. Sein gütiger Geist formt unsere Seele und macht sie unserem Vater »gleichförmig«, wie es die Mystiker nennen. Das »wohlschmeckende Wissen« – wie wir die Weisheit bezeichnen können -, das uns vom Vater her zufließt, verändert unser ganzes Wesen und kann jene Milde in uns wachsen lassen, welche unserem liebenden Vater selbst zu eigen ist.
Dies geschieht im Verborgenen, im Geheimnis der Liebe zwischen Gott und uns. Der Vater liebt dieses vertraute Wirken in uns, welches ihm erlaubt, uns an sich zu ziehen.
Der Lärm dieser Welt kennt den verborgenen Schatz nicht. Viele gehen an diesem Reichtum achtlos vorüber. Sie wissen nichts von der Sehnsucht Gottes. Sie ahnen nicht, daß Gott auch in ihrem Herzen “alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis” (Kol 2,3) öffnen will, die er mit dem Kommen seines Sohnes für alle Menschen sichtbar gemacht hat.
Die Zeit des Advents ist eine Einladung, unsere Herzen durch die Liebe Gottes reinigen zu lassen, so daß wir lautere Menschen werden, deren Absichten bis in die Tiefe des Herzens ganz auf Gott ausgerichtet sind. So wird es unserem Vater eine Freude sein, uns im Geheimen seine Weisheit zu schenken.
Vor der menschgewordenen Weisheit in der Krippe zu Bethlehem können wir dann dem Gottessohn huldigen und singen:
“Mein Herz will ich Dir schenken und alles was ich hab!”