In der Wahrheit bleiben, Teil 2

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Heute setzen wir die Betrachtung vom gestrigen Tag fort!

Wir wissen um die Not vieler Ehen und wie manche unter schwierigsten Umständen zustande kamen. Die Kirche will sich auch jenen als Mutter zuwenden, die in ihrer Ehe aus verschiedensten Gründen gescheitert und eine neue Verbindung eingegangen sind. Die Kranken brauchen ja den Arzt und nicht die Gesunden, ruft uns Jesus im Evangelium zu!

Wenn sich also Katholiken in einer solchen Situation befinden, sich aber danach sehnen, mit dem Herrn und der Kirche in der ganzen Einheit zu sein und dies im Empfang der heiligen Kommunion bezeugen wollen, dann gibt es zwei Wege für sie:

Sie müssten die zweite Verbindung in ihrer sexuellen Dimension aufgeben und sich räumlich trennen. Das kann selbstverständlich ein schmerzhafter Prozeß sein, denn durch die sexuellen Akte geschehen tiefe Bindungen. Wenn man nicht mehr in die bestehende sakramentale Ehe zurückkehren kann, ist man gerufen, ohne ehelichen Verkehr den Weg mit Gott gehen!

Die Kirche kennt noch einen weiteren Weg, wenn z.B. Kinder aus der zweiten Verbindung hervorgegangen sind! Dann besteht die Möglichkeit, weiterhin zusammenzuleben, jedoch wie Bruder und Schwester, d.h. mit dem Verzicht auf die sexuelle Dimension der Beziehung.

Die innere Logik ist klar einsichtig, denn auf diesem Weg wird das bestehende Eheband nicht verletzt, und der Betroffene kehrt objektiv wieder in den Stand der Gnade zurück und entspricht der Umkehrforderung des Evangeliums!

Dann besteht die Möglichkeit, die heilige Kommunion zu empfangen, denn man folgt der göttlichen Weisung des Herrn in Bezug auf die Ehe.

Hinzu kommt, daß eine Zulassung zur heiligen Kommunion, ohne der Umkehrforderung des Herrn zu entsprechen, andere Gläubige verwirren kann und  Ärgernis erregt.

Einflußreiche Kreise in der Kirche meinen nun, daß diese Regelung zu legalistisch sei und daß doch manche Situationen im Einzelfall geprüft werden müßten! Es könne doch sein, daß nur wenig oder so gut wie gar keine Schuld vorliegt, wie der einzelne in eine solche Situation hineingekommen ist! Ein begleitender Priester solle den Einzelfall prüfen und dann die Entscheidung dem Gewissen der betreffenden Personen überlassen! Auch gäbe es Situationen, in denen die Ungültigkeit der Ehe aus bestimmten Umständen gar nicht mehr festgestellt werden könnte, aber doch eine moralische Gewißheit bestünde, daß sie nie existiert habe! Diejenigen, die eine solche Möglichkeit unterstützen, sehen darin einen Akt der Barmherzigkeit Gottes und eine neue Möglichkeit, den Menschen entgegenzugehen und die Heilige Kommunion evtl. als ein Heilmittel zu gewähren!

All diesen Überlegungen ist gemeinsam, daß sie die Heilige Kommunion reichen wollen, ohne daß die zweite Verbindung aufgelöst oder der Forderung nach Enthaltsamkeit entsprochen wird! Diese Sicht wird von ihnen als eine Weiterentwicklung der Lehre und als eine Praxis pastoraler Barmherzigkeit angesehen!

Andere sehen in einem solchen Weg jedoch eine Verletzung der bestehenden Praxis der Kirche und betonen die Gültigkeit des bisherigen Umgangs mit diesem Thema, welcher der Lehre der Kirche entspreche, und wollen diesen neuen pastoralen Weg nicht mitgehen! Es sei nicht verschwiegen, daß dies nicht zu unerheblichen Spannungen in der Kirche führt und ganze Bischofskonferenzen zu unterschiedlichen Ansichten über dieses Thema kommen!

Ich persönlich, Elija, sehe keinerlei Veranlassung, die bisherige Praxis der Kirche zu verändern! Menschen, welche in einer zweiten Verbindung leben, können am Leben der Kirche teilhaben! Sie sind nicht etwa ausgeschlossen, sondern sie sollten weise Begleitung finden, um ihre Situation im Lichte Gottes ordnen zu können! Es ist sehr wichtig, ihre Lage immer besser zu verstehen, um ihnen auch entsprechende Hilfestellungen anzubieten!

Das Ziel der seelsorgerlichen Begleitung kann ja nur sein, daß sie den Weg finden, der sie auch objektiv wieder im Stand der Gnade leben läßt! Auch wenn ihre persönliche Schuld sehr gering sein mag, ist doch der fortgesetzte sexuelle Akt mit einer anderen Person als der legitimen Ehefrau oder dem legitimen Ehemann eine Täuschung und verletzt die Wahrheit der Ehe! Wahre Barmherzigkeit muß diese Dimension mit einbeziehen, denn diese hat nicht nur die persönliche seelische Not des Menschen im Blick, der sie abhelfen möchte, sondern besonders auch seine transzendente Bestimmung, und diese kann die objektive Wahrheit nicht unterbelichten der gar ausblenden!

Selbst wenn der seltene Fall auftritt, daß man mit moralischer Gewißheit von der Ungültigkeit der Ehe ausgehen kann, ist es wichtig, jene zweite Dimension im Blick zu haben, daß kein Ärgernis für andere Gläubige entsteht!

Die katholische Kirche hat hier ein hohes Gut zu schützen, denn sie ist wohl die einzige große Glaubensgemeinschaft, welche die Heiligkeit der Ehe gegen alle Versuche, sie zu schwächen, verteidigt! Dies ist in der heutigen Zeit eine große Aufgabe, denn es gibt so viele ungeordnete Beziehungen, und es ist eine große Herausforderung, dem Willen Gottes ohne Einschränkungen und Abstriche zu entsprechen und ihn zu bezeugen!

Gewiß dürfen wir mit der Barmherzigkeit Gottes rechnen, wenn wir hinter dem großen Ziel zurückbleiben, in völliger Übereinstimmung mit dem Willen Gottes zu leben! Doch wir dürfen das Ziel weder aufgeben noch abschwächen und müssen uns darum aufrichtig bemühen! Dieses Zeugnis braucht die Welt gerade auch dann, wenn sie andere Wege eingeschlagen hat und weit von den Geboten Gottes entfernt lebt!