165. Kleine Vaterbetrachtung
“Freue dich innig im Herrn. Dann gibt er dir, was dein Herz begehrt! (Ps 37,4)”
Sich im Herrn zu freuen bedeutet, Zugang zum Herzen des Vaters zu haben, sich in seinem Herzen zu freuen.
Hier ist nicht die Freude angesprochen über all das, was der Vater uns an Gutem getan hat oder tut, sondern die Freude in Gott selbst. Er hat uns sein Herz geöffnet, und wir bewegen uns in dieser Liebe und verweilen so in seinem Herzen. Die Innigkeit dieser Freude kommt aus der Unmittelbarkeit der Begegnung mit unserem Vater. Seine Liebe geht auf unsere Seele über, durchdringt sie, und sie jubelt in großer Freude. Sie wird von der göttlichen Liebe in all ihren Kräften erweckt.
Wenn unser Vater die Seele mit seiner Liebe durchdringt, bleibt im Herzen des Menschen kein Begehren mehr, welches den Herrn nicht erfreuen würde. Das Herz verlangt nur nach dem, was dem Herrn gefällt; denn nun ist es die göttliche Liebe selbst, die Gegenwart des Heiligen Geistes, die unser Begehren leitet. So vermag der Geist der Frömmigkeit im Herzen zu wirken, der die Seele drängt, das zu tun, was dem Herrn gefällt. Unser Vater und unsere Seele werden in der Liebe vereint und Gott erfüllt die Wünsche unseres Herzens mit großer Freude.
Das Wort des Heiligen Augustinus: “Liebe und tue, was Du willst!” entspricht diesem Psalmvers.
Unser Vater möchte uns in reichem und überfließendem Maße beschenken und erbarmt sich über unser nicht selten blindes und verirrtes Herz. Er ruft uns in sein liebendes Herz, damit wir Augen bekommen, um zu sehen. Gott reinigt es durch seine Liebe, damit das Herz von selbst nur nach dem verlangt, was es mit immerwährender Freude erfüllen kann.