DER HEILIGE PFAD DER FASTENZEIT | Tag 20: “Die passive Reinigung”

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Wenn wir auf unserem Weg der Nachfolge fortschreiten und der Herr sieht, daß wir es ernst meinen und uns nach der Heiligkeit ausstrecken, dann kommt er unseren Bemühungen mit der »passiven Reinigung« entgegen.

Manche Menschen erschrecken vor diesen Reinigungsprozessen. Es ist ihnen nicht bewußt, daß sie ein Akt der großen Liebe und Sorgfalt unseres Vaters sind. Durch sie will er unsere Liebesfähigkeit erwecken und vertiefen und uns zugleich von all dem lösen, was uns hindert, ganz auf seine Liebe zu antworten. Sie sind eine Gnade und in der Regel verbunden mit der Intensivierung des inneren Gebetes und dem Übergang zum kontemplativen Gebet.

Manche Fehler und innere Haltungen vermögen wir nicht durch eigene Anstrengungen zu überwinden; vielleicht kennen wir sie nicht einmal: “Wer erkennt seine eigenen Fehler?” (Ps 19,13)

Gott nimmt eine Seele sehr ernst, die nach Heiligkeit strebt, denn sie hat dem Herrn eine Liebeserklärung gemacht. Er möchte sie nun mit Tugenden schmücken und die Früchte des Geistes in ihrem Leben zur Entfaltung bringen.

Was macht unser Vater, wenn er sieht, daß die Seele z.B. ihren Stolz nicht richtig überwinden kann und all ihre Anstrengungen nicht ausreichen? Gott läßt dann im Leben dieser Seele Umstände zu, welche sie in ihrem Stolz kränken; und der Herr weiß genau, wie er es zu tun hat. Wenn eine Seele nach Heiligkeit strebt, wird sie diese »Handschrift Gottes« mit der Zeit kennenlernen, denn der Herr wiederholt und verfeinert seine Lektionen, um der Seele die Gelegenheit zu geben, sich vom Stolz zu lösen, ihn Stück für Stück zu überwinden.

Genauso macht es der Herr auch mit anderen Fehlern. Es ist wie es die Heilige Schrift treffend beschreibt: “Der Schmelztiegel ist für Silber da, der Ofen für Gold, die Herzen aber prüft der Herr” (Spr 17,3).

Umso betrüblicher ist es, wenn wir diese Sprache nicht verstehen und die uns angebotenen Gelegenheiten verstreichen lassen.

Man nennt diese Weise der Reinigung deshalb passiv, weil wir die Umstände und die Art und Weise nicht selbst aussuchen können, sondern unserem göttlichen Meister überlassen müssen. Wir würden sie wohl kaum selbst wählen, denn Läuterungsprozesse können durchaus schmerzhaft sein. Der Schmerz entsteht nicht selten durch unsere Anhänglichkeit und falsche Bindungen, die wir eingegangen sind. Vielleicht haben wir uns in einer falschen Weise an eine Person gebunden! Der Herr macht es uns klar und wir haben uns von ihr zu lösen. Auch eine Läuterung der Ungeduld, wenn diese tief in uns eingewurzelt ist, muß durchgestanden werden; erst recht die Läuterung von tiefsitzenden Egoismen, die sich in unserem Leben festgesetzt haben.

Wer sollte uns von all dem befreien? So ernsthaft unsere Bemühungen auch sein mögen, können wir selbst es nicht. Doch die göttliche Hilfe ist immer bereit, uns in die Freiheit der Kinder Gottes zu führen, wenn wir uns ihr anvertrauen. Und sie vermag uns zu befähigen, uns ganz auf die Liebe Gottes einzulassen.

All das, was wir hier auf Erden schon aus Liebe zu Gott überwinden, bedarf nicht mehr der Läuterung nach dem Tod. Die passive Reinigung sollte also nicht wie ein Schreckgespenst vor uns stehen. Sie ist ein Ausdruck der starken Liebe des Vaters zu jenen, die den Weg der Heiligkeit gehen wollen. Im Vertrauen wissen wir: Wenn wir diesen Weg mitgehen – und wir brauchen nicht viel dazu zu tun, sondern müssen nur Gott handeln lassen und die rechte Antwort geben – dann wachsen wir in der Liebe und vermögen den Herrn besser zu erkennen.

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Link zur Meditation über die Lesung von heute: https://elijamission.net/2022/03/21/

Link zur Meditation des Tagesevangeliums: https://elijamission.net/2021/03/08/