Das eigene Leben geringachten!

„Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, dann bleibt es allein; wenn es aber stirbt, dann bringt es reiche Frucht!“

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Joh 12,24-26 (Evangelium zum Fest des Hl. Laurentius)

Amen, amen, ich sage Euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, dann bleibt es allein; wenn es aber stirbt, dann bringt es reiche Frucht! Wer sein Leben liebt, wird es verlieren, wer aber sein Leben geringachtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben! Wenn einer mir dienen will, folge er mir nach; und wo ich bin, dort wird auch mein Diener sein! Wenn einer mir dient, wird der Vater ihn ehren!

Das Wort des Herrn, daß wir unser Leben geringachten sollen, scheint zunächst im Widerspruch zu dem großen Geschenk des Lebens zu stehen, welches wir achten und schützen sollen!

Dieses Wort erschließt sich jedoch dann, wenn wir verstehen, daß nicht das natürliche Leben selbst unser Ziel ist, sondern jeder Mensch eine Aufgabe hat, die er erfüllen soll. Das Ziel des Lebens ist es, das „Ewige Leben“ zu erreichen und mit Gott und den Seinen in immerwährender Gemeinschaft zu sein!

Wir unterstellen unser Leben also einem höheren Sinn, und wenn wir diesen Sinn erkannt haben, dann ordnet sich unser ganzes Leben auf diesen höheren Sinn hin; oder anders ausgedrückt: es steht im Dienst dieses höheren Sinnes! Diese Ahnung haben viele Menschen und suchen deshalb nach dem Sinn des Lebens, denn das natürliche Leben – so sie es merken – reicht dem Menschen nicht aus!

Dieses Unterordnen all unserer natürlichen Wünsche und Vorstellungen in Bezug auf irdische Ziele unter das große Ziel, auf dieser Erde schon so gut wie möglich mit Gottes Willen in Einklang zu leben, läßt uns das natürliche Leben in Bezug auf das große Ziel „gering achten“ und wir können es in dieser Hinsicht „verlieren“!

Dieses Wort ist sogar gut nachvollziehbar in Bezug auf unsere irdische Wirklichkeit! Nehmen wir einen Sportler, der eine Goldmedaille gewinnen will: Diesem Ziel ordnet er alles unter, weil er den Ruhm eines solchen Sieges erreichen möchte! Manche Lebensfreuden versagt er sich, achtet sie also gering!

Vor einiger Zeit las ich einen erschütternden Bericht eines “ehemaligen Priesters” in den USA! Er schilderte die Zustände, wie sie im Priesterseminar waren, in dem er ausgebildet wurde! Dort waren der Genuß von Strandfesten, nächtlichen Partys, intensiver Alkoholgenuß, Tanz, zweifelhafte Filme und viele andere „Lebensfreuden“ – oft zusammen mit den Hauptverantwortlichen, oder gar von diesen initiiert – an der Tagesordnung! Es verwundert nicht, daß in einer solchen Umgebung moralische Verfehlungen gedeihen! Inzwischen sind diese Berichte leider bestätigt worden!

Priester, die zu einer besonderen Form der Nachfolge Christi berufen sind, haben alle in besonderer Weise das „natürliche Leben“ zu verlassen und all das zu tun, was ihrer Berufung dient! Alles ist diesem Ziel zu unterstellen, damit sie ihre von Gott geschenkte Berufung erfüllen. Somit ist das weltliche Leben gering zu achten, um das geistliche zu gewinnen!

Man kann daher nicht die Nachfolge Christi antreten und meinen, trotzdem all die Dinge in der Welt tun zu können, die Freude machen oder eine solche versprechen! Selbst die harmlosen und daher erlaubten Freuden brauchen einen klugen Umgang, damit sie uns auf dem Weg der Nachfolge nicht hinderlich werden, uns zu sehr in Anspruch nehmen und die Entfaltung unseres übernatürlichen Lebens behindern!

Damit ist nicht etwa einer finsteren Askese das Wort geredet, welche alle natürlichen Dinge als solche ablehnt, sondern es geht um die Aufmerksamkeit einer geistlichen Lebensführung, die dem Ruf Gottes entspricht!

Die Nachfolge, zu der der Herr uns einlädt, lehrt uns das Wesentliche und will uns ganz zu unserer Bestimmung als Menschen hinführen! Es ist ein Ruf in den Dienst Christi, der sein Leben für uns hingab! Jesus ist selbst das im Text erwähnte Weizenkorn, welches in die Erde fiel und starb!

Jesus kam, um uns zu dienen (vgl. Mk 10,45)! Wenn wir ihm dienen, dann dienen wir in ihm den Menschen! Hier ist es wichtig zu differenzieren! Der Dienst am Menschen hat immer einen Wert! Dieser wird aber noch ungleich höher, wenn er im Geist des Herrn geschieht, und wir lernen, den Menschen in der Liebe Christi wahrzunehmen und somit zu erkennen, was ihm wirklich, über die aktuellen Bedürfnisse hinaus, dient!

Die Zusagen, die uns der Herr gibt, sind sehr stärkend. Denn wenn wir ihm dienen, wird der Vater uns ehren! Das sollte uns genug des Lohnes sein!