310. Kleine Vaterbetrachtung
“Höre, mein Volk, ich will Dich mahnen, Israel wolltest Du doch auf mich hören!” (Ps 81,9)
Wir kennen ein wenig das große Leid, welches entsteht, wenn wir nicht auf die Stimme des Herrn hören, wenn wir seine Mahnungen und Hinweise nicht beachten oder gar von seinen Geboten abweichen. Der Mensch bewegt sich dann außerhalb der Führung des Herrn oder gerät gar unter die Dominanz widergöttlicher Einflüsse. Das Leben kann zu einem Desaster werden.
Doch gilt dies nicht nur für unser persönliches Leben. Wenn Völker oder gar die ganze Menschheit ihren Weg verfehlen und die Gebote Gottes nicht mehr als Grundorientierung akzeptieren, dann ist ihr Untergang – wenn keine Umkehr erfolgt – nicht zu vermeiden. Großes Leid entsteht!
All das vermögen wir sehr genau am Volk Israel zu erkennen. Wie ergreifend ist es, wenn Jesus über Jerusalem weint und ausruft, daß er das Volk wie eine Henne ihre Küken sammeln wollte, aber dies nicht geschah. – “Wie oft wollte ich deine Kinder sammeln, so wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel nimmt; aber ihr habt nicht gewollt.” (Mt 23,37). Die Konsequenzen kennen wir alle.
Wenn wir ins Herz Jesu hineinschauen, dann werden wir das Leid Gottes um die Menschen kennenlernen, die nicht auf ihn hören. Eher sind wir es gewohnt, unser Leid zu sehen, aber schauen wir doch auf den Vater!
Ist nicht das Leid der Eltern um die verkehrten Wege ihrer Kinder ein großes Leid, das sie manchmal bei Tag und Nacht nicht mehr schlafen läßt?
Und das Leid Gottes um die Seinen? Das Leid der Mutter des Herrn, daß die Menschen nicht auf ihren Sohn hören?
Es ist ja nicht nur das persönliche Leid, das entsteht, wenn wir nicht auf unseren Vater hören, wenn wir seinen Ruf überhören oder ihm nicht richtig folgen. Es ist auch ein Leid, daß sich etwas nicht auf dem von Gott vorgesehenen Pfad verwirklicht, daß es Verzögerungen, Umwege usw. geben wird…
“Israel, wolltest Du doch auf mich hören!” Darin schwingt auch mit, was Gott alles mit einem gehorsamen Israel bewirken könnte. Hätte Israel doch auf den Herrn gehört! Es wäre nicht nur viel Unglück vermieden worden, sondern Israel hätte großes Glück erfahren.