WER DIE WELT LIEBT, HAT DIE LIEBE ZUM VATER NICHT

261. Kleine Vaterbetrachtung

“Wer die Welt liebt, hat die Liebe zum Vater nicht.(1 Joh 2,15)

Wir können nicht zwei Herren dienen, so sagt es uns Jesus (Mt 6,24). Unser Herz soll ungeteilt dem himmlischen Vater gehören, und auf diesem Weg werden wir lernen, die Welt mit der Liebe des Vaters zu lieben. Gott hat die Welt so sehr geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gesandt hat, um sie zu erlösen (vgl. Joh 3,16).

Wenn wir die Welt in der Weise lieben, wie sie der Vater liebt, dann schauen wir sie unter dem Aspekt ihrer Erlösungsbedürftigkeit an. Wir ersehnen für die Menschen das Heil und wollen ihnen auf dem Weg zu diesem Heil beistehen. Dabei gleichen wir uns jedoch nicht der Welt an. Wir übernehmen nicht ihr Denken, denn was man liebt, dem wird man ähnlich. Wir suchen nicht die Anerkennung der Menschen und halten uns von den modernen Götzen fern, um uns jeder ungeordneten Attraktion der Welt zu entziehen, damit sie nicht in Konkurrenz zu treten vermag mit unserer Hingabe an den Vater.

Die Aussage aus dem Johannesbrief ist eindeutig. Sie führt zur Unterscheidung der Geister, denn man vermag mit ihrer Hilfe zu erkennen, wie nahe ein Mensch bei Gott ist oder wie sehr er sich noch der Welt zuneigt.

Immer wenn die Attraktion der Welt in unserem Leben dominant wird, wir uns nach ihren Maßstäben ausrichten, verlieren wir die Orientierung auf unseren Vater. Es ist dann nicht mehr sein Wort, welches in unserem Leben alles richtet und durchdringt, sondern die von Gott abgewandte Welt übt ihre Herrschaft über unser Denken und Empfinden aus. Wir werden »weltlich«, während wir in der Liebe zum Vater immer stärker an seinem Wesen Anteil nehmen und in diesem Sinne »göttlich« werden.

Unser Vater läßt uns in dieser Welt leben, möchte aber nicht, daß wir von der Welt sind (vgl. Joh 17,14-18). Sich mit ihr einzulassen, um von ihr geliebt zu werden, führt auf Abwege. Unser Ziel hingegen ist es, die Liebe des Vaters ganz aufzunehmen und für immer in ihr zu leben. Dazu ist der rechte Abstand zur Welt nötig, denn sie kann uns zur Versuchung werden. Daher gilt es wachsam und klug mit ihr umzugehen.