WER BEMERKT SEINE EIGENEN FEHLER?

306. Kleine Vaterbetrachtung

 “Wer bemerkt seine eigenen Fehler? Sprich mich frei von Schuld, die mir nicht bewußt ist! (Ps 19,13)

Die Sorge unseres himmlischen Vaters um unser Seelenheil betrifft nicht nur den uns bewußten Bereich von Schuld und Fehlverhalten; Dinge, an denen wir arbeiten können, um sie zu überwinden. Seine Sorge betrifft auch jene Bereiche, die uns nicht vor Augen stehen, aber doch in uns wirksam sind. Der Psalmvers lädt uns ein, jene uns unbekannten inneren Bereiche zu unserem Vater hin zu öffnen, damit sie von seiner Gnade berührt werden können.

In einem Abschnitt der Pfingstsequenz bitten wir den Heiligen Geist:

“Dring bis auf der Seele Grund! Ohne Dein lebendig Wehen kann im Menschen nichts bestehen, kann nichts heil sein noch gesund.

Die für uns oft unauslotbaren Tiefen unserer Existenz vermögen vom Geist Gottes erleuchtet und berührt zu werden, wenn wir sie im Gebet zu ihm hin öffnen. Es mag sein, daß er uns auf diesem Weg manches ins Bewußtsein hebt, indem er eine tiefere Selbsterkenntnis schenkt, die uns dann befähigt, uns von falschen Haltungen abzuwenden und erkannte Schuld bewußt zu Gott zu tragen und um Vergebung zu bitten.

Doch wird es wohl auch weiterhin Bereiche geben, die sich uns nicht erschließen und für uns im Dunkeln bleiben. Gott sind sie allerdings nicht verborgen, sondern sie befinden sich in seinem hellen Licht. Unsere Bitte an ihn, uns freizusprechen von verborgener Schuld, wird unser Vater in seiner Güte gerne erhören. Mit unserem Willen distanzieren wir uns davon und wollen auch sie unter die Herrschaft Gottes bringen.

Unser Vater wird die Gegenwart des Heiligen Geistes in uns wirksam werden lassen. Dieser vermag uns dann in der Tiefe zu heilen und unsere Seele der Gesundung zuzuführen.

Nichts spart unser Vater aus, um unser Leben ganz mit seiner Liebe durchdringen zu können. Der heutige Psalmvers ist eine Einladung, Gott noch mehr zu begegnen.