ÜBERNATÜRLICHE WERKE

210. Kleine Vaterbetrachtung

“Man gewinnt an einem einzigen Tag mehr durch das Ertragen der Drangsale, die von Gott oder dem Nächsten kommen, als in zehn Jahren durch selbstgewählte Leiden.” (Heilige Teresa von Avila)

Hören wir gut zu, was uns eine Meisterin des geistlichen Lebens zu sagen hat, denn ihre Ratschläge lassen uns die Wege Gottes mit uns besser verstehen, und wir können für den Weg der Nachfolge des Herrn die rechten Schlüsse daraus ziehen.

Der entscheidende Punkt ist, daß wir immer sehr viel mehr in Gottes Licht handeln, wenn etwas direkt von Gott kommt, als wenn wir selbst wählen, was wir für wichtig halten. Das bedeutet nicht, Gott nichts mehr von uns aus anbieten zu können, sondern es handelt sich um eine tiefere Einladung, sehr genau auf das Wirken des Heiligen Geistes zu achten, wie er uns führt und einlädt, in Übereinstimmung mit ihm zu wirken.

Die Heilige Teresa spricht hier von einem übernatürlichen Akt, den wir vollziehen. Gott ist dann der Handelnde und wir selbst vollziehen die Handlung mit, wie es dem kontemplativen Weg entspricht.

Wenn wir dem Herrn unsere Opfer bringen, werden diese sicherlich gnädig von ihm angenommen und sind auch verdienstvoll, ohne Zweifel! Doch hat es nicht dieselbe Dimension, wie wenn wir unmittelbar den Willen Gottes vollziehen.

Ein kleines Beispiel mag das verdeutlichen: Wir wollen ein großes Werk tun, bringen dem Herrn entsprechende Opfer dar und legen uns sehr viel Verzicht auf. Sicher wird der Herr unser Bemühen sehen und es als einen Akt der Liebe verstehen. Vielleicht hat aber Gott etwas anderes für uns gedacht, z.B. daß wir dieses oder sonst ein Werk zu einem anderen Zeitpunkt einfach in großem Vertrauen vollbringen. Der Vater versucht es uns zu vermitteln. Wir aber sind ganz in Anspruch genommen, unsere eigenen Vorstellungen zu verwirklichen.

Denken wir an Maria und Martha: Martha war ganz in Anspruch genommen, Jesus zu bedienen. Maria setzte sich zu seinen Füßen und hörte zu. Wir wissen, was Jesus zu Martha sagte: “Maria hat den besseren Teil gewählt(Lk 10,42).

Was können wir aus dieser Betrachtung mitnehmen? Versuchen wir in den innigsten Austausch mit unserem Vater einzutreten, um ihn immer besser zu verstehen und ihn handeln zu lassen. So bekommt unser Leben zunehmend einen übernatürlichen Charakter und Gott kann große Werke mit uns tun.