LASS DEIN ANGESICHT ÜBER UNS LEUCHTEN

308. Kleine Vaterbetrachtung

“Herr, Gott der Heerscharen, richte uns wieder auf! Laß Dein Angesicht über uns leuchten, dann ist uns geholfen. (Ps 80,20)

Wie oft ist es nötig, daß der Vater uns wieder aufrichtet, und wie oft tut er das! Wer würde nicht erhört werden, wenn er sich an ihn wendet?

Uns aufrichten heißt, daß wir das Schwere ablegen können, sei es die Schwere der Schuld, die Bürde unserer vielfältigen Fehler; die Niedergeschlagenheit, nicht so gut zu sein, wie wir es gerne wären; die Last eines bedrückenden Lebens, die Bürde einer schweren äußeren Situation.

Immer möchte der Herr, daß wir mit all dem zu ihm kommen. Er liebt es nicht, wenn seine Kinder von inneren und äußeren Fluten mitgerissen werden. Gott möchte, daß wir auf sicherem Grund stehen und das Leben mit Mut und Dankbarkeit aus seiner Hand entgegennehmen und fruchtbar werden lassen. Sicher wacht die Weisheit des Vaters über uns, daß wir nicht selbstherrlich in die Falle des Stolzes laufen. Wenn Demütigungen uns helfen, dieser Versuchung zu widerstehen, dann werden sie kommen. Doch Demütigungen sind nicht dazu da, uns niederzudrücken, sondern der Gefahr der Überheblichkeit entgegenzuwirken.

Es gilt zu unserem Vater aufzublicken, damit wir ihn in allen Situationen vergegenwärtigen, und sein Angesicht voller Güte über uns leuchtet. Wir vergessen den Herrn so leicht und lassen uns von den Schatten des Lebens allzu schnell eintrüben. Der Blick auf ihn befreit uns von der Selbstgebundenheit, die so zäh unser Leben bindet, es erschwert und auch für andere Menschen zur Last werden läßt.

Wenn auch der Heilige Paulus uns mahnt: “Einer trage des anderen Last! (Gal 6,2), dann heißt es sicher nicht, daß wir ohne Not unsere Last anderen Menschen aufladen sollen. Der Herr möchte sie tragen – und er hat sie schon getragen.

Es hilft ein Blick auf das Kreuz und gemeinsam mit dem Herrn ein Blick auf den Vater. Dann werden wir aufgerichtet. Sein liebendes Antlitz leuchtet im Gekreuzigten auf, der uns zuruft: “Es ist vollbracht!” (Joh 19,30)