In Der Schule Der Geistlichen Väter – Teil IV: Der Kampf um die Reinheit

In den letzten drei Betrachtungen sind wir indirekt einem Rat des weisen Wüstenvaters Antonius gefolgt und haben über das Hören, Reden und Sehen nachgedacht. Dabei habe ich darauf hingewiesen, daß diese wichtigen Bereiche des menschlichen Lebens unter die Herrschaft Gottes gestellt und gegen vielfältige Angriffe verteidigt werden müssen.

“Wer in der Wüste sitzt und die Herzensruhe pflegt,
wird drei Kämpfen entrissen:
dem Hören, dem Reden, dem Sehen.
Er hat nur noch einen Kampf zu führen:
den gegen die Unreinheit.”

Jetzt bleibt uns also noch, den Kampf gegen die Unreinheit in den Blick zu nehmen, einer der schwersten Kämpfe des Menschen. Dabei geht es nicht nur um die körperliche Neigung zur Unreinheit, sondern auch um negative seelische Neigungen. Heute konzentrieren wir uns jedoch auf die leibliche Dimension.

Antonius spricht von einem Kampf, und wir müssen verinnerlichen, daß das so ist. Der Herr gibt uns diesen Kampf, um uns zu stärken und um ihm unsere Treue zu zeigen. Wenn wir nicht kämpfen, haben wir schon verloren.

Wir alle wissen, daß wir in einer sehr sexualisierten Welt leben und daß der Reiz dieser Sphäre fast immer da ist. Der Unterschied zu früheren Zeiten ist allerdings, daß uns die Medien heute mit solchen Inhalten geradezu bombardieren und daß auch – im Gegensatz zu einer früher mehr christlich geprägten Welt – die Sünde der Unreinheit gar nicht mehr als solche betrachtet wird. Das Bewußtsein, wie Gott die Sexualität für den Menschen vorgesehen hat, schwindet immer mehr.

Dieser Schatten fällt zunehmend auch auf die Kirche, die bisher ein Gegengewicht zur Sexualisierung der Gesellschaft dargestellt hat. Wenn z.B. in Predigten der voreheliche Geschlechtsverkehr kaum noch als Sünde und die Masturbation als natürlicher Vorgang bezeichnet wird; wenn es immer mehr Tendenzen gibt, auch die Homosexualität als eine Möglichkeit der sexuellen Entfaltung zu betrachten, dann hat der Geist des Relativismus Einzug gehalten und den Menschen wird keine Orientierung mehr gegeben. Das ist sehr tragisch!

Einige Grundlinien dieses Kampfes sind unerläßlich:

  • Wir dürfen die Sünde der Unzucht nicht verharmlosen, sonst wird unsere Widerstandskraft geschwächt.

Auch wenn diese Sünde viel mit der Schwachheit des Menschen zu tun hat, ist sie in ihren Auswirkungen zerstörerisch. Sie mindert unsere Liebesfähigkeit und damit auch unsere Fähigkeit zur Treue. Sie verletzt den anderen Menschen, selbst wenn eine sündhafte Handlung im gegenseitigen Einvernehmen geschehen ist. Und natürlich ist die Sünde immer und zuerst eine Zurückweisung der Liebe Gottes und seiner Treue zu uns, die sich in geordneten und reinen Beziehungen widerspiegeln soll.

  • Der Versuchung zur Unreinheit muß sofort widerstanden werden, sonst ergreift sie von uns Besitz.

Jesus macht uns darauf aufmerksam, daß die Sünde schon mit dem lüsternen Blick auf eine andere Frau beginnt (vgl. Mt 5,28). Das läßt sich auch auf andere Bereiche übertragen; auf das Anschauen eines Bildes, eines Fotos, eines Filmes; auf das Lesen entsprechender Literatur…

  • Wie bei allen Versuchungen gilt es, sich im Gebet sofort Gott zuzuwenden.

Wenn die Versuchungen mit entsprechenden körperlichen Reaktionen verbunden sind, ist ein umso intensiveres Gebet nötig, damit man sich im Herrn immer die Freiheit bewahrt.

  • Ich empfehle sehr, sich in solchen Bedrängnissen im Gebet an die Gottesmutter zu wenden. Mächtige Helferinnen sind auch die heilige Jeanne d’Arc und die heilige Agnes (die sich beide besonders durch ihre Keuschheit ausgezeichnet haben).

Das Anrufen der Namen dieser Heiligen vertreibt rasch die Dämonen, die zur Unzucht reizen wollen.

  • Positive Literatur hilft, die christliche Sicht der intimen Sphäre des Menschen zu vertiefen.

Zu empfehlen sind z.B. folgende Bücher: “Die menschliche Liebe im göttlichen Heilsplan” und “Die Erlösung des Leibes” von Papst Johannes Paul II. (Patris-Verlag) und “Reinheit und Jungfräulichkeit” von Dietrich von Hildebrand.

  • Ein natürlich und geistlich geordnetes Leben ist insgesamt eine gute Voraussetzung für den Kampf um die Reinheit: Die tägliche Betrachtung der Heiligen Schrift, das Gebet und der regelmäßige Empfang der heiligen Sakramente stärken den inneren Menschen und machen ihn widerstandsfähiger.
  • Bei Niederlagen nicht verzweifeln! Wieder aufstehen und prüfen, welche Umstände zur Niederlage geführt haben und sich für das nächste Mal besser wappnen! Die Bedeutung der Unzucht darf nicht unterschätzt werden, aber es darf auch keine ungesunde Konzentration auf sie geben.
  • Bieten wir dem Herrn den Kampf um die Reinheit als Opfer an, indem wir ihn bitten, andere Menschen von diesem Übel zu befreien, damit sie den Weg der wahren Liebe entdecken und gehen können.

Download PDF