238. Kleine Vaterbetrachtung
“Wir wissen, daß Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt; bei denen, die nach seinem ewigen Plan berufen sind!” (Röm 8,28)
Welch wunderbare Aussage des heiligen Apostels Paulus! Sie ist tief aus dem Glauben und der geistlichen Erfahrung geschöpft. Wenn wir sie verinnerlichen und anwenden, dann kann sie uns zur sicheren Führung werden. Unser Vater vermag in der Allmacht seiner Liebe alles zum Guten zu wenden. Selbst die dunkelsten Abgründe, die verworrensten Situationen, die unmöglichsten Umstände und aussichtslosesten Lagen kann und möchte unser Herr für uns fruchtbar machen. Dabei erweist er sich als unser liebevollster Vater. Und gerade die Führung, die er uns in Schwierigkeiten schenkt, kann unser Herz erwecken zu einer noch größeren Liebe und Dankbarkeit.
Das Wichtige ist, daß wir es in konkreten Situationen anwenden, denn es ist nicht eine theoretische Aussage, sondern sie will unser Leben durchdringen. Es ist sicher nicht so zu verstehen, daß wir in eine Art Optimismus verfallen sollen, der schwierige Lagen nicht richtig ernstnehmen und sich leicht darüber hinwegsetzen will.
Vielmehr ist von uns ein Glaubensakt angefragt, wenn uns Widrigkeiten begegnen. Dieser Akt des Glaubens – nämlich unseren Blick zu Gott zu erheben und ihm zu vertrauen – hilft uns unmittelbar, daß wir nicht von der Dynamik der negativen Situation verschlungen werden. Wir erinnern uns an den Herrn und seine Worte, und somit ist bereits der Weg zur Bewältigung oder gar zur Überwindung der Situation beschritten.
Johannes vom Kreuz rät: “In der Bedrängnis wende dich sofort voll Vertrauen an Gott, und du wirst gestärkt, erleuchtet und belehrt.”
Wenn wir in diese Gewißheit hineinwachsen, die uns mit dem Wort des heiligen Apostels angeboten wird, dann verlieren wir zunehmend eine furchtsame Grundhaltung. An Stelle dessen tritt immer mehr das Vertrauen, das Leben in seiner Komplexität von dem einfachen Ausgangspunkt der Liebe Gottes her bewältigen zu können. Gott liebt uns, und nichts kann uns von seiner Liebe trennen (Röm 8,39). Wir haben nur darauf zu achten, daß wir auf seine Liebe antworten und in der Liebe bleiben.