Die Rettung der Susanna

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Dan 13,1-9.15-17.19-30.33-62

 Siehe die Tageslesung am Ende der Betrachtung.

Wir begegnen in dieser Erzählung sehr unterschiedlichen Menschen!

Zunächst wird von Susanna, der Frau des Jojakim ausgesagt, daß sie sowohl schön als auch gottesfürchtig war und – wie wir dem Bericht entnehmen können – gab es nichts, was man ihr vorwerfen konnte!

Ihr gegenüber stehen die beiden Alten des Volkes, die zwar äußeres Ansehen genießen, aber ein schlechtes Leben führten. Sie fällten ungerechte Urteile, nötigten Töchter Israels, ihnen zu Willen zu sein und scheuten auch nicht vor einem Mord an Susanna zurück, die sich ihrem Willen widersetzte, mit ihnen ihre Ehe zu brechen! Die Tat, die sie vorhatten, war nicht etwa eine spontane Lust, sondern sie war geplant und sogar zwischen den beiden verabredet! Der Mißbrauch der Töchter Israels war ihnen schon vorher zur Gewohnheit geworden und die Schrift sagt deutlich: „Ihre Gedanken gingen auf Abwege, ihre Augen gingen in die Irre; sie sahen weder zum Himmel auf, noch dachten sie an die gerechte Strafe Gottes.“

Durch diese Beschreibung können wir klar erkennen, wie es zu solchen Akten schwerer Sünde kommen kann!

Es ist schon auf die Gedanken zu achten, wir müssen im Geiste Gottes prüfen, ob sie dem Geist des Evangeliums entsprechen! Der heilige Benedikt, der Mönchsvater, mahnt seine Brüder, böse Gedanken am Felsen Christi zu zerschmettern! Hier gilt es sehr aufmerksam zu sein, denn Sünden und Abwege beginnen oft in den Gedanken! Zu Beginn können wir sie noch leichter abwehren, als wenn sie sich bereits in uns ausgebreitet haben! Es empfiehlt sich, sofort den Heiligen Geist anzurufen, den Namen des Herrn oder einen Heiligen, Gebete zu sprechen und sich gegen diese Gedanken zur Wehr zu setzen!

Die Zügelung der Augen ist besonders für den Mann wichtig, der sich leicht von der Schönheit und dem Reiz einer Frau anziehen läßt! Hier erinnere ich mich an eine Erzählung, die ich hier etwas verändert wiedergebe:

In den Blick eines Mönches fiel eine besonders schöne und anziehende Frau! Er war ganz eingenommen davon und sprach in seinem Herzen mit Jesus darüber! Der Herr sagte zu ihm: „Du hast sie gesehen, nun schau aber nicht noch einmal zu ihr hin.“

In der Versuchung der beiden Alten, die bereits durch ihren vorhergehenden unreinen Lebenswandel keinen wirklichen Widerstand mehr fand, wird ausgedrückt, warum die beiden Ältesten nicht widerstehen konnten: „Ihre Gedanken gerieten auf Abwege und ihre Augen gingen in die Irre; sie sahen weder zum Himmel auf, noch dachten sie an die gerechten Strafen Gottes.“  Ihre Begierde hatte sie also blind gemacht! Noch erschreckender ist dann die Bosheit, Susanna auch noch zu verleumden und zu Tode bringen zu wollen! Welche Abgründe tun sich im Herzen des Menschen auf!

Strahlend hingegen Susanna! Ihre Gottesfurcht gab ihr genug Kraft, der Bosheit zu widerstehen! Eigentlich war sie in einer Falle, aber ohne den Weg daraus zu wissen, vertraute sie sich Gott an! Damit weist sie auch uns den Weg: Keine Kompromisse mit der Sünde, auch in den aussichtslosesten Situationen Gott bedingungslos vertrauen! Wenn alles gegen einen zu sprechen scheint, dann ist besonders das Vertrauen angefragt!

Dann haben wir noch einen Blick auf das Volk zu werfen! Es ist leichtgläubig und vertraut auf das Ansehen der Ältesten, ohne zu prüfen, obwohl sie noch nie etwas Derartiges über Susanna gehört hatten!

Auch dies ist eine Lehre: Nicht jeder Angeklagte ist schuldig, nicht jeder „Älteste“ schon deshalb vertrauenswürdig, weil er ein Ältester ist! Denken wir an die Schriftgelehrten, Pharisäer, sogar an den Hohepriester, welch fehlgeleitete Urteile über Jesus gesprochen wurden! Halten wir uns mit vorschnellen Urteilen zurück und prüfen wir sorgfältig!

Der Jüngling Daniel wird vom Heiligen Geist gerufen, die Ältesten zu überführen und Susanne aus ihrer Hand zu retten! Gott greift durch ihn ein und beantwortet das Vertrauen dieser gottesfürchtigen Frau! Und dies ist die wichtigste Passage des ganzen Textes! Gott läßt das Böse für eine Weile zu, aber nie wird er denen seine Hilfe verweigern, die zu ihm aufrichtig flehen!

So wird uns diese ganze Geschichte zu einer heilsamen Lehre und zu einer Einladung, immer wachsam zu sein, um jedem Einfluß des Bösen, sei es von innen oder außen, zu widerstehen!

Dan 13,1-9.15-17.19-30.33-62

In Babylon wohnte ein Mann mit Namen Jojakim.

Er hatte Susanna, die Tochter Hilkijas, zur Frau; sie war sehr schön und gottesfürchtig.
Auch ihre Eltern waren gerecht und hatten ihre Tochter nach dem Gesetz des Mose erzogen.

Jojakim war sehr reich; er besaß einen Garten nahe bei seinem Haus. Die Juden pflegten bei ihm zusammenzukommen, weil er der Angesehenste von allen war.
Als Richter amtierten in jenem Jahr zwei Älteste aus dem Volk, von denen galt, was der Herr gesagt hat: Ungerechtigkeit ging von Babylon aus, von den Ältesten, von den Richtern, die als Leiter des Volkes galten.

Sie hielten sich regelmäßig im Haus Jojakims auf, und alle, die eine Rechtssache hatten, kamen zu ihnen.

Hatten sich nun die Leute um die Mittagszeit wieder entfernt, dann kam Susanna und ging im Garten ihres Mannes spazieren. Die beiden Ältesten sahen sie täglich kommen und umhergehen; da regte sich in ihnen die Begierde nach ihr.
Ihre Gedanken gerieten auf Abwege, und ihre Augen gingen in die Irre; sie sahen weder zum Himmel auf, noch dachten sie an die gerechten Strafen Gottes.
Während sie auf einen günstigen Tag warteten, kam Susanna eines Tages wie gewöhnlich in den Garten, nur von zwei Mädchen begleitet, und wollte baden; denn es war heiß. Niemand war dort außer den beiden Ältesten, die sich versteckt hatten und ihr auflauerten. Sie sagte zu den Mädchen: Holt mir Öl und Salben und verriegelt das Gartentor, damit ich baden kann. Als die Mädchen weg waren, standen die beiden Ältesten auf, liefen zu Susanna hin und sagten: Das Gartentor ist verschlossen, und niemand sieht uns; wir brennen vor Verlangen nach dir: Sei uns zu Willen, und gib dich uns hin!

Weigerst du dich, dann bezeugen wir gegen dich, daß ein junger Mann bei dir war und daß du deshalb die Mädchen weggeschickt hast.

Da seufzte Susanna und sagte: Ich bin bedrängt von allen Seiten: Wenn ich es tue, so droht mir der Tod; tue ich es aber nicht, so werde ich euch nicht entrinnen.
Es ist besser für mich, es nicht zu tun und euch in die Hände zu fallen, als gegen den Herrn zu sündigen. Dann schrie Susanna, so laut sie konnte. Aber zugleich mit ihr schrien auch die beiden Ältesten, und einer von ihnen lief zum Gartentor und öffnete es.

Als die Leute im Haus das Geschrei im Garten hörten, eilten sie durch die Seitentür herbei, um zu sehen, was ihr zugestoßen sei. Als die Ältesten ihre Erklärung gaben, schämten sich die Diener sehr; denn noch nie war so etwas über Susanna gesagt worden.

Als am nächsten Morgen das Volk bei Jojakim, ihrem Mann, zusammenkam, erschienen auch die beiden Ältesten. Sie kamen mit der verbrecherischen Absicht, gegen Susanna die Todesstrafe zu erwirken. Sie sagten vor dem Volk:

Schickt nach Susanna, der Tochter Hilkijas, der Frau Jojakims! Man schickte nach ihr.
Sie kam, begleitet von ihren Eltern, ihren Kindern und allen Verwandten.
Da weinten ihre Angehörigen, und alle, die sie sahen, begannen ebenfalls zu weinen.
Vor dem ganzen Volk standen nun die beiden Ältesten auf und legten die Hände auf den Kopf Susannas.

Sie aber blickte weinend zum Himmel auf; denn ihr Herz vertraute dem Herrn.
Die Ältesten sagten: Während wir allein im Garten spazierengingen, kam diese Frau mit zwei Mägden herein. Sie ließ das Gartentor verriegeln und schickte die Mägde fort.

Dann kam ein junger Mann zu ihr, der sich versteckt hatte, und legte sich zu ihr.
Wir waren gerade in einer abgelegenen Ecke des Gartens; als wir aber die Sünde sahen, eilten wir zu ihnen hin und sahen, wie sie zusammen waren. Den Mann konnten wir nicht festhalten; denn er war stärker als wir; er öffnete das Tor und entkam.
Aber diese da hielten wir fest und fragten sie, wer der junge Mann war.
Sie wollte es uns aber nicht verraten. Das alles können wir bezeugen. Die versammelte Gemeinde glaubte ihnen, weil sie Älteste des Volkes und Richter waren, und verurteilte Susanna zum Tod.

Da rief sie laut: Ewiger Gott, du kennst auch das Verborgene; du weißt alles, noch bevor es geschieht. Du weißt auch, daß sie eine falsche Aussage gegen mich gemacht haben. Darum muß ich jetzt sterben, obwohl ich nichts von dem getan habe, was diese Menschen mir vorwerfen.

Der Herr erhörte ihr Rufen.

Als man sie zur Hinrichtung führte, erweckte Gott den heiligen Geist in einem jungen Mann namens Daniel.

Dieser rief laut: Ich bin unschuldig am Tod dieser Frau.

Da wandten sich alle Leute nach ihm um und fragten ihn: Was soll das heißen, was du da gesagt hast?

Er trat mitten unter sie und sagte: Seid ihr so töricht, ihr Söhne Israels? Ohne Verhör und ohne Prüfung der Beweise habt ihr eine Tochter Israels verurteilt.
Kehrt zurück zum Ort des Gerichts! Denn diese Ältesten haben eine falsche Aussage gegen Susanna gemacht.

Eilig kehrten alle Leute wieder um, und die Ältesten sagten zu Daniel: Setz dich hier mitten unter uns, und sag uns, was du zu sagen hast. Denn dir hat Gott den Vorsitz verliehen.

Daniel sagte zu ihnen: Trennt diese beiden Männer, bringt sie weit auseinander! Ich will sie verhören.

Als man sie voneinander getrennt hatte, rief er den einen von ihnen her und sagte zu ihm: In Schlechtigkeit bist du alt geworden; doch jetzt kommt die Strafe für die Sünden, die du bisher begangen hast. Ungerechte Urteile hast du gefällt, Schuldlose verurteilt, aber Schuldige freigesprochen; und doch hat der Herr gesagt: Einen Schuldlosen und Gerechten sollst du nicht töten.

Wenn du also diese Frau wirklich gesehen hast, dann sag uns: Was für ein Baum war das, unter dem du die beiden zusammen gesehen hast? Er antwortete: Unter einer Zeder.

Da sagte Daniel: Mit deiner Lüge hast du dein eigenes Haupt getroffen. Der Engel Gottes wird dich zerspalten; schon hat er von Gott den Befehl dazu erhalten.
Dann ließ er ihn wegbringen und befahl, den andern vorzuführen. Zu ihm sagte er: Du Sohn Kanaans, nicht Judas, dich hat die Schönheit verführt, die Leidenschaft hat dein Herz verdorben.

So konntet ihr an den Töchtern Israels handeln, sie fürchteten sich und waren euch zu Willen. Aber die Tochter Judas hat eure Gemeinheit nicht geduldet.
Nun sag mir: Was für ein Baum war das, unter dem du die beiden ertappt hast? Er antwortete: Unter einer Eiche.

Da sagte Daniel zu ihm: Mit deiner Lüge hast auch du dein eigenes Haupt getroffen. Der Engel Gottes wartet schon mit dem Schwert in der Hand, um dich mitten entzweizuhauen. So wird er euch beide vernichten.

Da schrie die ganze Gemeinde laut auf und pries Gott, der alle rettet, die auf ihn hoffen.
Dann erhoben sie sich gegen die beiden Ältesten, die Daniel durch ihre eigenen Worte als falsche Zeugen entlarvt hatte. Das Böse, das sie ihrem Nächsten hatten antun wollen, tat man nach dem Gesetz des Mose ihnen an: Man tötete sie. So wurde an jenem Tag unschuldiges Blut gerettet.