DIE NACHT WIRD ZUM HELLEN TAG

190. Kleine Vaterbetrachtung

“Am Tage sendet der Herr seine Güte und des Nachts singe ich ihm und bete zu dem Gott meines Lebens.(Ps 42,9)

Die aufmerksame Seele wartet immer auf den Herrn und erfährt seinen Beistand im Licht des Tages, wenn all die Aufgaben auf sie zukommen, die ihr gestellt sind. Zu allem befähigt sie unser Vater, wenn sie seine Güte aufnimmt, die sie immer wie ein warmer Strahl der geistigen Sonne begleitet. Der Tag wird so zu einem Weg, wie sich die Güte Gottes durch den alltäglichen Dienst in unsere Welt ergießen kann.

Wenn die Seele ihren Lobpreis erklingen läßt, dann ist “auch die Finsternis nicht finster vor dir, die Nacht leuchtet wie der Tag (Ps 139,12). Nichts schenkt dieser Welt – auch in ihren dunklen Stunden – mehr Licht, als wenn die Seele sich zum Lob Gottes erhebt und die Güte unseres Vaters preist. Der ganze Kosmos soll es hören! Die Seele vereint sich mit den Chören der Engel und mit allen Geschöpfen, damit der Lobpreis Gottes nie verstummt.

Wenn der Tag hell wird durch die guten Werke und die Nacht sich durch die Liebe verklärt, dann kann Gott seine heilsame Nähe schenken und auf immer neuen Wegen den Menschen erreichen. Es sind die geistigen Orte der Gnade, welche unser Vater nutzt, dem Menschen Gottes Hilfe zukommen zu lassen.

Die immer offenstehende Türe zu allen Menschen ist der Gottessohn, der das Licht in die Dunkelheit getragen hat, denn “das Licht kam in die Finsternis…” (Joh 1,5). In ihm verwandelt sich alles in den hellen Tag. Selbst die Finsternis der Sünde kann seiner Liebe nicht widerstehen, wenn die Seele die »Zeit der Gnade« (2 Kor 6,2) annimmt.

Jede Seele, die das verwirklicht, was der Psalmist uns vor Augen stellt, wirkt am Plan unseres Vaters mit, die Menschen zu sich nach Hause zu führen. Sie wird selbst zum Tag:

“Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf dem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. (Mt 5,14)