DICH LIEBT MAN ZU RECHT

427. Kleine Vaterbetrachtung

“Süßer als Wein ist deine Liebe. Jauchzen laßt uns, deiner uns freuen, deine Liebe höher rühmen als Wein. Dich liebt man zu Recht!” (Hld 1,2b.4)

Unvergleichlich und überwältigend ist die Liebe Gottes.

Alle Formen wahrer Liebe sind ein Geschenk der Güte unseres Vaters, eine Teilhabe an seinem Wesen, denn “Gott ist die Liebe und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott.” (1 Joh 4,16)

Weil der Wein, “der das Herz des Menschen erfreut” (Ps 104,15), so hohes Ansehen im Volke Gottes genießt, nimmt man seine Süße und Milde als Bild, um dem Menschen verständlich zu machen, daß die Liebe Gottes noch sehr viel süßer schmeckt, noch milder in unser Herz einströmt, unsere Seele noch mehr zum Jauchzen und Jubeln erweckt.

Wie wahr ist es! Unsere Seele ist so durstig: “Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so lechzt meine Seele Gott nach Dir” (Ps 41,1).

Ausgetrocknet ist sie, wenn sie keine göttliche Nahrung erhält, wenn sie nicht vom Wasser des Lebens trinken kann, das vom Throne Gottes ausgeht (vgl. Apk 22,1), wenn das lebendige Wort Gottes sie nicht speist und das Blut Christi sie nicht tränkt.

Wie sehr kommt die Seele unter die Räuber, wenn sie die Liebe unseres Vaters nicht kennenlernt, wie weit ist sie von der Heimat entfernt! Auch der süße Wein kann sie dann nicht trösten und das Herz nicht wirklich erfreuen, denn ohne dem Schöpfer für seine Gaben zu danken, bleiben die irdischen Freuden vorübergehende Annehmlichkeiten, welche die Seele nicht sättigen können, sie gar leer zurücklassen.

“Jauchzen laßt uns, deiner uns freuen, deine Liebe höher rühmen als Wein.”

Hier wird der Weg aufgezeigt und die wahre Hierarchie hergestellt. Folgen wir ihr, dann bekommt alles den rechten Platz. “Dich liebt man zu Recht!”

So können wir uns an der Süße der Liebe Gottes unbegrenzt erfreuen und an der Süße des Weines so, daß er das Herz des Menschen erfreut, es aber nicht verwirrt!