Der Gehorsam des Glaubens

Röm 16,25- 27

Ehre sei dem, der die Macht hat, euch Kraft zu geben – gemäß meinem Evangelium und der Botschaft von Jesus Christus, gemäß der Offenbarung jenes Geheimnisses, das seit ewigen Zeiten unausgesprochen war, jetzt aber nach dem Willen des ewigen Gottes offenbart und durch prophetische Schriften kundgemacht wurde, um alle Heiden zum Gehorsam des Glaubens zu führen. Ihm, dem einen, weisen Gott sei Ehre durch Jesus Christus in alle Ewigkeit! Amen.

Heute, vor dem Beginn der heiligen Zeit von Weihnachten, wird in der Lesung auf die Ehre Gottes hingewiesen, denn alles rechte Tun des Menschen hat die Ehre Gottes zum Ziel. Das gilt natürlich besonders in dem Sinne, daß jene Geheimnisse Gottes offenbar werden, die sich im Evangelium mitteilen.

Betrachten wir diese kurze Lesung, dann fällt besonders ein Satz ins Auge: “Alle Heiden sollen zum Gehorsam des Glaubens geführt werden!” Ein Auftrag, den der Herr seinen Jüngern gegeben hat, und der dann auf die ganze Kirche übergegangen ist.

Die Formulierung legt uns nahe, daß es sich bei der Weitergabe des Glaubens nicht einfach um ein Angebot handelt, das der Mensch annehmen oder ablehnen kann, das weiterhin aber wenig Bedeutung hat. Auch zeigt die Wortwahl, daß der Verkünder in eine große Pflicht genommen ist, denn in dem Auftrag des Herrn liegt eine Unbedingtheit, die auch der Größe der Verkündigung und ihrer Heilsaufgabe entspricht. Denken wir an das Wort des heiligen Paulus, daß ein Zwang auf ihm liegt, das Evangelium zu verkünden (1 Kor 9, 16)!

Die Heiden sollen also zum Glaubensgehorsam geführt werden. Damit ist eine innere Verpflichtung des Menschen zur Verkündigung und zur Annahme des Glaubens gemeint.

Selbstverständlich soll die Verkündigung des Glaubens nicht mit physischem oder psychischem Zwang verbunden sein, sondern einladend und überzeugend an die Menschen herangetragen werden. Doch darf man nicht übersehen, daß es eine innere Verpflichtung für jeden Menschen gibt, den Glauben anzunehmen.

Diese Forderung der Wahrheit darf nicht aufgegeben werden, denn der Mensch ist auf die Wahrheit hingeordnet. Der Wahrheit nicht zu folgen, obwohl man sie kennt, ist ein Mißbrauch der Freiheit und schuldhaft. Die wahre Freiheit des Menschen besteht darin, der erkannten Wahrheit zu folgen und sie willig anzunehmen.

Aus diesen Überlegungen heraus wird uns einmal mehr der Ernst des uns anvertrauten Gutes bewußt!

In einer Welt, die zunehmend alles relativiert und in der unumstößliche Wahrheiten kaum noch willkommen sind, muß das Evangelium mit Vollmacht verkündet werden und die Kirche sich als Fels erweisen.

“Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.”  (Mt 24, 35)

Das Bewußtsein, daß es für diejenigen, die die Botschaft hören, eine innere Verpflichtung gibt, sich der Wahrheit zu öffnen und für die Verkünder eine heilige Pflicht, das Evangelium zu bezeugen, darf nicht zu einer inneren Verkrampfung führen, sondern zu einer Wachsamkeit, um nicht jene Momente zu versäumen, die der Herr für die Evangelisierung öffnet. Um diese Wachsamkeit zu erlangen, können wir den Heiligen Geist anrufen und ihn bitten, gut auf ihn zu hören.

Immer aber sind wir gerufen, für die Bekehrung der Menschen zu beten und zu realisieren, daß wir so an der Rettung der Menschheit mitwirken dürfen. Eine Ehre und ein Auftrag!

So wird uns das hochheilige Weihnachtfest zur Einladung, uns in die Liebe des Herrn zu versenken, uns von der Lieblichkeit des Jesuskindes anziehen zu lassen, um dann diesem Herrn, der für uns Mensch geworden ist, mit der ganzen Hingabe unseres Herzens zu dienen.

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