DEINE WORTE SIND REIN UND LAUTER

279. Kleine Vaterbetrachtung

“Deine Worte sind rein und lauter, dein Knecht hat sie lieb.(Ps 119,140)

Jedes Wort unseres Vaters ist aus Liebe zu uns Menschen gesprochen. Die Heilige Schrift ist – wenn wir sie von diesem Gesichtspunkt aus betrachten – ein Liebesbrief unseres Vaters an uns. Das gilt selbst dann, wenn wir manches darin lesen, was schwer zu verkraften ist.

Ist es nicht so, daß zur Geschichte Gottes mit uns auch all das gehört, was durch die gefallenen Engel und durch uns Menschen in Unordnung geraten ist? Ist es nicht seine Liebe, die uns auch darüber nicht im Unklaren lassen möchte? Ist es nicht eine letzte und tiefe väterliche Verantwortung, dem Menschen die Heilsgeschichte vor Augen zu stellen und die Weise, wie der liebende Gott immer wieder den rechten Weg öffnet und uns ruft, ihn auch zu gehen?

Die reinen und lauteren Worte Gottes, die der Psalmist preist und liebhat, schenken uns Klarheit und Liebe, erfüllen das Herz, vertreiben den Nebel unseres Denkens und stellen uns vor das Antlitz Gottes.

Ja, es ist noch mehr, denn der Heilige Johannes preist, was der Psalmist noch nicht wußte: “Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.” (Joh 1,14)

Kann es eine größere Liebe geben als diese?

Auch wenn der Psalmist Jesus noch nicht kennt: im Wort Gottes begegnet er ihm schon im Verborgenen. Das Wort reinigt das Herz und entzündet die Liebe. Es weckt jeden Morgen das Ohr (vgl. Jes 50,4b) und lädt dazu ein, die Weisheit anzunehmen, die auf uns wartet. Es ist kein Falsch im Worte unseres Herrn; dadurch unterscheidet es sich von so vielen Menschenworten.

Wir haben die Gnade empfangen, dem fleischgewordenen Wort zu begegnen. Wieviel mehr können wir zu unserem Vater sagen: Wir haben den lieb, der uns nicht nur von Dir kündet, sondern in dem Du selbst zu uns kommst!