ICH SCHÜTTE VOR IHM MEINE KLAGEN AUS

307. Kleine Vaterbetrachtung

“Ich schütte vor ihm meine Klagen aus und eröffne ihm meine Not.” (Ps 142,3)

Wir können und sollten mit unserem himmlischen Vater frei über das sprechen, was uns bedrückt und die Fragen, die wir im Herzen tragen, formulieren – gerade auch solche, die für uns nicht beantwortet sind oder bei denen wir uns vielleicht sogar vor einer Antwort fürchten. Der Psalmist faßt oft das Innerste seiner Klage in Worte. Er vermag diese Klagen nicht selbst zu überwinden und so wendet er sich an unseren himmlischen Vater.

Es ist unendlich wichtig für uns Menschen, daß wir Gott als unseren liebenden Vater erkennen. Wohin sonst sollten wir auch gehen? Wer kann uns bis in die letzten Tiefen verstehen? Und wer kann darüber hinaus auch all das erkennen, was unseren Augen noch verschlossen ist? Warum wohl wenden sich manche Menschen nicht mit vollem Vertrauen an ihn? Kennen sie Gott nicht oder haben sie ein falsches Bild von ihm? Vertrauen sie unserem Vater nicht und fürchten sich vor ihm?

Ein wesentlicher Sinn der kleinen Schrift, welche Madre Eugenia von unserem himmlischen Vater anvertraut wurde, ist, daß er sich als liebender Vater bekanntmacht. Fast auf jeder Seite des Buches begegnen wir dieser Vaterliebe, denn Gott weiß sehr wohl, wie uns ein falsches Bild von ihm hindern kann, uns vertrauensvoll an ihn zu wenden. Wenn an die Stelle des Vertrauens Angst und Mißtrauen treten, dann verschließen wir unser Herz und die Versuche unseres Vaters, uns zu erreichen, gelingen oft nicht.

Der Psalmist hingegen ermutigt uns, alles vor Gott auszusprechen. Wir dürfen auch fragen, warum so viel Ungerechtigkeit und Not in der Welt herrscht und warum Gott noch nicht eingreift, um das zu beenden. Selbst die Heiligen in der Ewigkeit fragen: “Wie lange zögerst Du noch, Herr, (…) Gericht zu halten? (Apk 6,10)

 Gott wartet darauf, daß wir zu ihm kommen, und wir können mit allem zu ihm kommen. Er wird auf seine Weise antworten.