Die Heilige Martina von Rom

Im Vetus Ordo gedenken wir heute der Heiligen Martina von Rom. In ihr begegnet uns wiederum eine der heiligen Jungfrauen, die ganz am Anfang der Ausbreitung des Christentums im römischen Reich das Martyrium erlitten haben und so zum Weizenkorn wurden, das große Frucht brachte für das Reich Gottes (vgl. Joh 12,24). Es ist bewundernswert, mit welch großem Glauben und mit welcher Entschlossenheit sie dem Herrn treu geblieben sind und sich nicht gebeugt haben.

Wir sollten uns nicht nur die Erinnerung an diese Heiligen wachhalten und ihr Beispiel vor Augen haben, sondern sie auch konkret bitten, daß auch wir dem Herrn treu bleiben, wenn wir Verleumdungen und Verfolgungen zu erleiden haben.

Wie ich es in meinen Schriftauslegungen und Vorträgen manchmal erwähne, denke ich, daß unser Glaube heute zunehmend von außen, aber auch von innen bedroht ist. Gewiß war das schon immer so, doch ist nicht zu übersehen, daß wir in einer Zeit leben, in der weltweit – in verschiedenen Ländern vielleicht mit unterschiedlicher Intensität – die Wahrheit unseres Glaubens angegriffen wird und es durchaus zu größeren Verfolgungen kommen kann.

Schauen wir nun auf die Geschichte der Heiligen Martina von Rom:

Martina stammte der Überlieferung nach aus edlem römischem Geschlecht und hat unter Kaiser Alexander Severus (146-211) den Martertod erlitten. Viele Qualen hatte sie zu erleiden, bevor sie schließlich um 210 n.Chr. enthauptet wurde.

Martina, mit größter Sorgfalt im christlichen Glauben und Leben unterrichtet, verlor schon im zarten Alter beide Eltern. Ihr Herz war entflammt in Liebe zu Christus, und so verteilte sie mit wundersamer Freigebigkeit ihr großes Vermögen unter die Armen und gelobte beständige Jungfräulichkeit.

Kaiser Alexander Severus, entschlossen, »die Sekte der Galiläer«, wie man die Christen nannte, auszurotten, bot alles auf, um die wegen ihrer Schönheit, ihres Adels und ihrer Mildtätigkeit im höchsten Ansehen stehende Martina für sich zu gewinnen. Er versprach ihr sogar, sie zur Mitregentin zu erheben, wenn sie nur dem Apollo opfere. Doch dazu war die Heilige in keinster Weise bereit. Als der Kaiser merkte, daß sie seinen Verlockungen widerstand, versuchte er, sie mit Gewalt zu brechen. Doch Gott stand Martina bei. Als man sie auf Befehl des Kaisers zum Götzenopfer zwingen wollte, machte sie vor einer Statue des Apollo das Kreuzzeichen und sprach folgendes Gebet:

“Oh, mein Herr und Gott, erhöre meine Bitte und zertrümmere dieses blinde und stumme Götzenbild, damit der Kaiser und sein Volk erkenne, daß du allein der wahre Gott bist, und daß man keine anderen Götter anbeten darf, als nur dich!”

Im selben Augenblick erschütterte ein Erdbeben die ganze Stadt, das Götzenbild des Apollo fiel vom Altar herab und zerbarst in hundert Stücke, ein Teil des Tempels stürzte ein und begrub die Götzenpriester und viele Anwesende unter seinem Schutt.

Alle weiteren Versuche, die Jungfrau zu nötigen, hat der Herr vereitelt. Unter dem Schutz eines Engels konnte sie grausame Folterungen so freudig ertragen, daß acht der Folterer sich zu Christus bekehrten und selbst für den Märtyrertod bereit waren. Der grausame Tyrann ließ sie immer neue Qualen erleiden, in der Nacht jedoch wurden Martinas Wunden geheilt. Es ist bezeugt, daß ein großes Licht im Gefängnis erschienen und das Beten und Singen mehrerer Stimmen vernommen worden sei.

Die Legende erzählt weiter, daß Severus in wildem Unmut befahl, sie ins Amphitheater zu führen und den Löwen vorzuwerfen; er selbst wollte zuschauen. Martina kniete in entzückender Schönheit auf dem Sand und betete; der hungrige Löwe stürzte brüllend aus dem Zwinger, legte sich dann aber, von unsichtbarer Macht gezähmt, schmeichelnd zu ihren Füßen; danach erhob er sich, flog in rasendem Sprung über die hohen Schranken und tötete viele Zuschauer. Der erboste Kaiser schrieb dieses Wunder der Zauberei Martinas zu. Das Schwert war es, das ihr dann den Tod brachte Martina.

“Alles kann, wer glaubt!” (Mk 9,23)

Als ein strahlendes Zeugnis steht der unerschütterliche Glaube der Heiligen Martina vor uns, sowie ihre Standhaftigkeit, zuerst gegenüber den Schmeicheleien des Kaisers, dann in den grausamen Qualen. Wir sehen, wie der Geist der Stärke diese Jungfrau erfüllt hat. Sie gehört zu den Siegern, die dem Lamm dorthin folgten, wohin es sie führt (Apk 14,4).

Genau dieser Geist der Stärke ist es, den wir heute so nötig haben, um auch in unserer Zeit das gute Zeugnis abzulegen wie Martina damals. Das geht nur, wenn wir den Glauben ganz leben und uns nicht vom Geist der Welt schwächen lassen. Wir brauchen diese Zurüstung, denn derselbe Feind, der die Jungfrau besiegen wollte, wird es heute mit uns versuchen. Es ist jedoch auch derselbe Herr, durch den die Jungfrau den diabolischen Hochmut des Kaisers besiegt hat, der heute durch die Seinen den Sieg erringen will!

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