“Rede, Herr, Dein Diener hört“ (1 Kön 3,9)
Der Heilige Geist erinnert uns an all das, was Jesus gesagt und getan hat – er wohnt in uns und berät uns, wie wir das auf die konkreten Fälle des Lebens anwenden können.
Durch die Gabe des Rates werden wir fähig, die inwendige lautlose Stimme des Heiligen Geistes wahrzunehmen und sie von anderen Stimmen zu unterscheiden. Allerdings braucht es dazu die Fähigkeit eines inneren Schweigens und die Bereitschaft, dem Wirrwarr verschiedener Meinungen und Sichtweisen, sowohl außerhalb als auch innerhalb von uns, zu entrinnen.
Mit der Einübung in die Tugend der Klugheit haben wir schon gelernt, alles aus der Perspektive des Herrn zu betrachten, aber es bleibt wiederum wegen der Unvollkommenheit unserer Natur eine Unsicherheit, ob wir wirklich die Stimme des Heiligen Geistes von unseren eigenen Gedanken und anderen Einflüssen unterscheiden können!
Die innere Wirkung des Heiligen Geistes ist eher sanft und lautlos, wie ein leises Säuseln (vgl. 1 Kön 19,11-12). Wenn die Vertrautheit mit dem Heiligen Geist wächst, kann man seine Stimme immer genauer von anderen Stimmen unterscheiden. Allerdings muß zuerst eine innere Freiheit wachsen, damit man nicht von seinen eigenen Meinungen, Wünschen und Vorstellungen so eingenommen ist, daß die sanfte Stimme des Geistes nicht zu uns durchdringen kann! Wir brauchen eine innere Erleuchtung, die uns in einem Augenblick den Willen Gottes erfassen lässt. Wenn wir in einem Gehorsamsverhältnis stehen, z.B. im Ordensleben, ist es wichtig, diesen äußeren Gehorsam zu vollziehen. Nur dann werden wir auch den inneren Gehorsam lernen, dem Heiligen Geist zu folgen.
Normalerweise schenkt uns das Leben der Nachfolge Christi viele Möglichkeiten, den Heiligen Geist um konkreten Rat zu bitten. Wenn wir auch unseren allgemeinen Weg der Nachfolge Christi kennen, so treten doch nicht selten Situationen auf, in denen wir konkret nach dem Willen Gottes fragen: Wie sieht das richtige Handeln für diesen bestimmten Augenblick oder unter diesen bestimmten Umständen aus?
Es empfiehlt sich, besonders am Anfang des Weges oder wenn wir im Umgang mit dem Heiligen Geistes noch nicht so vertraut sind, öfter mit dem Heiligen Geist zu sprechen und ihn konkret um Rat zu bitten, damit wir seine Weise besser kennenlernen.
Wenn wir keinen konkreten inneren Impuls verspüren oder kein besonderes Licht für eine zu entscheidende Situation bekommen, dann handeln wir nach der Maßgabe unserer Erkenntnis im Sinn der Tugend der Klugheit.
Wenn wir nach der Führung des Heiligen Geistes fragen, brauchen wir übrigens nicht zu befürchten, daß wir nun plötzlich irgendwelche Sonderlinge werden, die sich besonders erleuchtet vorkommen! Nein, es ist das Richtige, eine Vertrautheit mit dem Heiligen Geist zu gewinnen, was aber heutzutage in der Praxis des christlichen Lebens weitgehend verlorengegangen ist.
Manche vermuten, daß mit der inneren Wahrnehmung des Heiligen Geistes immer ein innerer Friede verbunden ist. Das liegt nahe! Allerdings muß dieser innere Friede gut von der „Entspannung einer Situation“ unterschieden werden, die zwar eine Abwesenheit von Spannung darstellt, aber deshalb noch kein Friede ist.
Wie bei allen Geschenken Gottes braucht es in Bezug auf die Gaben des Heiligen Geistes vorher die gewissenhafte Einübung der Tugenden, die den Weg für die Segel des Heiligen Geistes bereitet.