Beantwortung von Fragen (Teil 2)
Heute führen wir noch das Thema der eucharistischen Anbetung weiter!
Bei der eucharistischen Anbetung ist nach Möglichkeit besonders darauf zu achten, daß wir auch die stillen Momente, wenn der Herr die Seele innerlich berühren möchte, wahrnehmen. Wir sind in der Regel an das mündliche Gebet gewöhnt und füllen die Zeit meist mit bestimmten vorgegebenen Gebeten. Es wäre jedoch sehr fruchtbar, wenn wir auch einfach zum Herrn sagen könnten, daß wir da sind, für ihn Zeit haben und so mit ihm in ein inniges Gespräch eintreten.
Man kann die stille Anbetung auch mit einer schönen Liebe zwischen Mann und Frau vergleichen. In der Liebe zwischen Mann und Frau sollte es nicht immer um gemeinsame Aufgaben gehen, wie z.B. die Kindererziehung, andere Bereiche der Familie oder gewisse gemeinsame Tätigkeiten. Für die Vertiefung der Liebe ist es förderlich, einfach auch das stille Miteinander zu praktizieren, die Umarmung zu pflegen, das Wissen, zu dem anderen Menschen zu gehören, eine Vergewisserung der Liebe ohne Worte…
So ähnlich ist es in der Liebesbeziehung mit dem Herrn. Auch da geht es nicht immer um Aktivität, sondern da ist der einfache Blick zu ihm, der Austausch von Herz zu Herz, das Wissen, daß Jesus da ist und uns mit Liebe anschaut, ihm eine einfache Liebeserklärung schenken, ein vertieftes Wissen der Zugehörigkeit zu ihm, zu seinen Freunden zu gehören.
Um in diese Einfachheit der Beziehung einzutreten, hilft u.a. sehr das Herzensgebet, welches in einer schlichten Anrufung des Namens des Herrn besteht und nicht vieler Worte bedarf.
Realisieren wir, daß uns gerade die eucharistische Anbetung lehrt, daß wir vom Herrn zu seinem Tisch eingeladen sind. Wir brauchen hier keine Bedingungen zu erfüllen. Es gilt diese Einladung zu verstehen und sie wahrzunehmen.
In diesem Zusammenhang müssen wir ein wenig über die sog. „Gebetsleiden“ nachdenken. Darunter versteht man zunächst die unfreiwilligen Zerstreuungen. Man möchte gesammelt und still beten, aber die Gedanken schweifen ab! Man kann sich kaum konzentrieren, im Inneren der Seele fühlt es sich leer und öde an.
Diese Zerstreungen kommen von unserer gefallenen Natur, die sich leicht von irdischen Dingen ablenken läßt und unnötigen Gedanken und Gefühlen zu großen Raum gibt. Solange diese Zerstreuungen unfreiwillig sind, also nicht von uns beabsichtigt, sind sie zwar lästig, aber sie schaden uns nicht. Deshalb muß man sie auch entsprechend behandeln. Die geistlichen Lehrer empfehlen, sie nicht zu beachten und einfach so zu beten, wie wir es uns vorgenommen haben, ihnen also keine besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden.
Wenn die unfreiwilligen Zerstreuungen auch selbst das Gebet in seinem Wert nicht mindern, können wir dennoch dafür sorgen, daß die Zerstreuungen nicht durch ein unkluges Verhalten vermehrt werden. Deshalb bedürfen die geistlichen Übungen wie die eucharistische Anbetung und selbstverständlich auch die Teilnahme an der Heiligen Messe der Vorbereitung. Gut wäre es, diese so wertvollen Einladungen des Herrn nicht „gehetzt“ wahrzunehmen, sondern sich wirklich die Zeit für Gott zu nehmen. Nie geht etwas verloren, wenn wir bei Gott verweilen, während wir u.U. viel Zeit für unnötige Dinge verlieren.
Um diesen Komplex abzuschließen, kann ich nur sehr warm empfehlen, so viel Zeit wie möglich vor dem Herrn im Tabernakel zu verbringen, sei er ausgestellt oder nicht. Es geht hierbei nicht nur um uns und den Weg der Heiligkeit. In der Anbetung Gottes treten wir in die tiefste Dimension unseres irdischen Lebens ein und in ihr erschließt sich ein großer Sinn unseres Dasein, der in der Ewigkeit seine Vollendung finden wird. Damit erfüllen wir den Willen des Herrn und er kann uns aus seiner Fülle schenken, was er für uns vorgesehen hat. Dies ist ihm eine große Freude und eine großes Verlangen.
Es ist auch für den Herrn schön, wenn wir da sind. Die Liebe zu Gott entfaltet sich Stück für Stück in der Beziehung. Hinzu kommt, daß je mehr sich die Liebe zwischen Gott und uns entfalten kann, wir auch fähiger werden, den Menschen in Seinem Geist zu dienen und Gott zu bezeugen. Damit wäre auch ein weiterer tieferer Sinn erschlossen, der als Frucht der eucharistischen Anbetung erwachsen kann!