DER HEILIGE PFAD DER FASTENZEIT | Tag 31: “Nachfolge In Zeiten antichristlicher Bedrohung (II)”

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Der Geist der Unterscheidung und der Antichrist

Heute führen wir das Thema »Antichrist« weiter, das wir – nach dem morgigen Hochfest der Verkündigung – noch einige Tage behandeln wollen. Ich möchte auch konkrete Hilfestellungen für den Umgang mit dieser Bedrohung geben, die vom Antichrist und seinem »Gefolge« ausgeht.

Es gibt zwei sehr prägnante Stellen in der Heiligen Schrift, die vom Antichrist sprechen:

“Laßt euch durch niemanden und auf keine Weise täuschen! Denn zuerst muß der Abfall von Gott kommen und der Mensch der Gesetzwidrigkeit offenbar werden, der Sohn des Verderbens, der Widersacher, der sich über alles, was Gott oder Heiligtum heißt, so sehr erhebt, daß er sich sogar in den Tempel Gottes setzt und sich als Gott ausgibt. (…) Denn das Geheimnis der Bosheit ist schon am Werk; nur muß erst der beseitigt werden, der es jetzt noch zurückhält. Dann wird jener Gottlose offenbar werden. Dann wird der gesetzwidrige Mensch allen sichtbar werden. Jesus, der Herr, wird ihn durch den Hauch seines Mundes töten und durch das Erscheinen seiner Ankunft vernichten. Der Gesetzwidrige aber wird, wenn er kommt, die Kraft des Satans haben. Er wird mit großer Macht auftreten und trügerische Zeichen und Wunder tun. Er wird jene, die verloren gehen, mit allen Mitteln der Ungerechtigkeit täuschen; denn sie haben sich der Liebe zur Wahrheit verschlossen, durch die sie gerettet werden sollten. Darum läßt Gott sie der Macht des Irrtums verfallen, sodaß sie der Lüge glauben; denn alle müssen gerichtet werden, die der Wahrheit nicht geglaubt, sondern an der Ungerechtigkeit Gefallen hatten.” (2 Thess 2.3-4.7-12)

Und im Johannesbrief heißt es:

“Meine Kinder, die letzte Stunde ist da. Ihr habt gehört, daß der Antichrist kommt, und jetzt sind viele Antichriste aufgetreten. Daran erkennen wir, daß die letzte Stunde da ist. Sie sind aus unserer Mitte gekommen, aber sie haben nicht zu uns gehört; denn wenn sie zu uns gehörten, wären sie bei uns geblieben. Es sollte aber offenbar werden, daß sie alle nicht zu uns gehören.” (1 Joh 2,18-19)

Ausgehend von verschiedenen Zeugnissen aus der Schrift, der Literatur und von einzelnen Personen, ergeben sich für das Bild des Antichristen folgende Merkmale:

Der Antichrist – oder der “Sohn des Verderbens” (2 Thess 2,3) – wird als Weltherrscher auftreten. Im Gegensatz zu früheren Zeiten, in denen entsprechende Antichristen sich relativ rasch als gewalttätige Diktatoren entlarvten, wird der zu erwartende Antichrist als eine Art globaler Friedensbringer geschildert, der mit einem besonderen Charisma und entsprechenden politischen Vollmachten ausgestattet sein wird, um seine Ziele erreichen zu können. Er wird in einer Zeit großer Not der Menschheit kommen; in einer Zeit, in der durch vorausgehende Entwicklungen in der Welt eine globale Herrschaftsform möglich ist. Nach außen hin kann er als ein tugendhafter und spiritueller Mensch auftreten, seine tiefste Inspiration jedoch ist dämonischen Ursprungs.

Wie es schon der Name nahelegt, wird der Antichrist als eine Imitation des Erlösers auftreten und versuchen, seine Feindschaft gegenüber Christus verborgen zu halten. So wird er sogar das Evangelium zitieren können und besonders jene Stellen hervorheben, die sich dem Menschen in seiner Not zuwenden. Er wird den Eindruck erwecken, er handle aus christlicher Nächstenliebe und trete ein für Gerechtigkeit und Barmherzigkeit. Er wird eine Art »innerweltliches Evangelium« anbieten, welches sowohl die Transzendenz Gottes als auch die Erlösungsbedürftigkeit des Menschen leugnet. Seine eigentliche »satanische Mission« wird er verborgen halten. Sie besteht in der Erringung der Weltherrschaft und im Eindringen in den Tempel Gottes, um die Stelle Gottes einzunehmen (vgl. 2 Thess 2,4 und Mt 24,15).

Der Antichrist wird auf die Kirche entsprechend Einfluß nehmen, um sie für seine Dienste in Anspruch zu nehmen und sie so in ihrer Sendung zu pervertieren. Es wird ihm gelingen, eine große Anzahl von Christen auf seine Seite zu ziehen und Verwirrung zu stiften in Zeiten der großen Apostasie.

Nicht wenige vermuten, daß der Antichrist einen »falschen Propheten« (vgl. Apk 19,20) an seiner Seite haben wird, der sein Kommen bereits vorbereitet. Leider ist nicht auszuschließen, daß dieser falsche Prophet aus dem christlichen Lager kommt, wie auch der Antichrist selbst. Erinnern wir uns an das oben zitierte Wort der Schrift: “Sie sind aus unserer Mitte gekommen, aber sie haben nicht zu uns gehört” (1 Joh 2,19).

Es sind nun einige Merkmale angesprochen, die uns helfen sollen, das Auftreten eines Antichristen identifizieren zu können, wenn er dann offenbar wird. Sicher sind sie nicht umfassend, aber man wird bei entsprechender Wachsamkeit den »geistlichen Geschmack« der antichristlichen Täuschungen wahrnehmen können. Es ist sicher nicht schwierig, diesen jetzt schon in der Welt zu entdecken. Wenn wir am überlieferten katholischen Glauben festhalten, dann werden wir diesen »geistlichen Geschmack« verhältnismäßig leicht identifizieren können. Doch müssen wir auch wahrnehmen, ob ein solcher Geist in die Kirche eingedrungen ist, denn er will sich ja in den Tempel Gottes setzen! Sicher wird er auch versuchen, in den inneren Tempel unseres Herzens einzudringen.

 

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Link zur Meditation des Tagesevangeliums: https://elijamission.net/2022/04/01/