194. Kleine Vaterbetrachtung
“Wer Gott fürchtet, tut Gutes und wer sich an die Gerechtigkeit hält, wird die Weisheit erlangen.” (Sir 15,1-2)
Die Gottesfurcht ist der Anfang der Weisheit, so belehrt uns die Heilige Schrift. Diese wertvolle Gabe des Herrn will uns dazu führen, Gott auf keinen Fall in irgendeiner Weise zu beleidigen und auch den Menschen nicht, der ja nach seinem Abbild geschaffen wurde (Gen 1,27). Sie lehrt uns große Wachsamkeit und auch Behutsamkeit, wohl wissend wie leicht man die Liebe verletzen und welch schwerwiegende Folgen dies haben kann.
Wenn es auch immer so sein sollte, daß unser Blick zunächst auf unseren himmlischen Vater gerichtet ist, der uns die Weisheit – diese wunderbare Gabe des Heiligen Geistes – anvertraut, so wirkt sie sich auch unmittelbar auf den Nächsten aus.
Unser liebender Vater ist zutiefst gerecht und möchte, daß jeder das bekommt, was ihm zusteht. Seine Gerechtigkeit, die wir Tag für Tag erfahren und erst im Licht der Ewigkeit vollkommen erkennen werden, handelt genauso. Es schenkt uns große Weisheit, wenn wir sie in unserem Leben nachahmen, denn dadurch wird unser Handeln dem Handeln Gottes ähnlich.
Anders ausgedrückt: Der Geist seiner Gerechtigkeit durchformt uns und sie wird zu einer immer wachsenden Selbstverständlichkeit, denn es ist ja der Geist des Herrn, der nicht die geringste Ungerechtigkeit bejaht. Ganz fein wird der Geist des Herrn uns unterweisen, so daß wir Ungerechtigkeiten, wenn diese aus unserem Herzen aufsteigen und uns bedrängen, schon in den Gedanken erkennen.
Wer also auf den Geist der Gottesfurcht hört, wird Gutes tun, denn er kann gar nicht anders, als dem Geist zu folgen. Das Licht Gottes strahlt in ihm auf, und wenn die Gaben des Heiligen Geistes sich weiter in ihm entfalten, dann wird die Weisheit, die Gott verherrlicht und den Menschen dient, in seinem Leben aufblühen.