255. Kleine Vaterbetrachtung
“Ob ich sitze oder stehe, du weißt von mir. Von fern erkennst Du meine Gedanken!” (Ps 139,2)
Aus Liebe erschaffen von Dir, unserem Vater, und mit einer Aufgabe für diese Welt versehen, können wir uns als Deine erlösten Kinder frei vor Dir bewegen. Durch unsere Bindung an Dich machst Du uns auch frei, in dieser Welt zu leben und mit ihr so umzugehen, wie es Deinem Willen entspricht.
Die Welt vermag uns nicht zu besitzen, denn wir gehören ihr nicht. Sie ist der Ort, an den Du uns gestellt hast und an dem wir uns bewähren sollen.
Es ist sehr schön, von Dir erkannt zu sein, lieber Vater, denn Dein Erkennen bedeutet, von Dir geliebt zu sein und in der Tiefe unseres Herzens um Deine Gegenwart zu wissen. Du kennst uns besser als wir uns selbst und alles liegt vor Dir – alles, was uns bewußt und auch was uns unbewußt ist. Nichts ist vor Dir verborgen!
Weil du als Vater uns so liebst, kann auch alle Angst vor Dir weichen, alle falschen Bilder müssen verschwinden, die der Böse in uns einprägen wollte, als wärest du der alles beobachtende Tyrann, der uns kontrollieren möchte.
Das allerdings versuchen jene, welche ihre Macht mißbrauchen und die Menschheit beherrschen wollen. Alles wollen sie über uns wissen, bis hin zu unseren Gedanken, aber nicht aus Liebe zu uns! Sie versuchen Dich in Deiner Allwissenheit nachzuahmen. Doch sie wollen Macht ohne Güte und fallen dem Bösen zum Opfer. Von ihnen laß ich mich nicht erkennen, sondern “im Schatten Deiner Flügel will ich mich bergen.” (Ps 57,2)
“Behüte deinen Knecht auch vor vermessenen Menschen;
sie sollen nicht über mich herrschen.” (Ps 19,14)
Unter Deinem liebenden Blick wollen wir sicher wandeln und uns von Dir bis auf den Grund erkennen lassen. Nie soll etwas zwischen Dir und uns stehen. Deine Liebe schmelze unsere Herzen ganz auf, damit alles Harte und Unversöhnte weicht und wir das werden, wozu du uns ins Leben gerufen und befähigt hast.
Wie gut ist es, von Dir erkannt zu sein!