Noch einmal möchte ich auf das Thema zurückkommen, welches wir die letzten zwei Tage betrachtet haben. Aber zu Beginn ein Wort in eigener Sache:
Mir geht es darum, daß in all meinen Auslegungen der Heiligen Schrift sowohl die rechte Lehre der Kirche als auch eine gesunde geistliche Schulung zur Sprache kommen! Es verhält sich leider so, daß man beides immer mehr suchen muß, da vieles heutzutage von einem modernistischen Geist angehaucht ist, der sich leicht antichristlich gebärden kann! Es kommen aus der Kirche derzeit recht wenig Impulse für eine Vertiefung des geistlichen Lebens. Auch manche Orden merken wohl kaum, wie sie ihrer inneren Kraft beraubt werden, wenn der „neue Geist“ in sie eindringt, der sie mehr der Welt anpassen möchte!
Es geht nicht darum, hinter das Zweite Vatikanische Konzil zurückzugehen – insofern gehöre ich nicht zu den Traditionalisten! Doch gilt es, das Wertvolle der Tradition zu bewahren und zu fördern und es nicht etwa aufzugeben! Auch aus diesem Grund habe ich „Harpa Dei“ eingeladen, die täglichen Meditationen mit heiliger Musik zu bereichern! Gleichzeitig stellt diese Musik oft ein Band zur geheiligten Tradition der Gregorianik dar und hilft so, einen fast verschütteten Schatz wieder zu heben! Mich freuen manche Reaktionen der Hörer und ich bin auch dankbar für Anregungen und Fragen, wenngleich ich sie nicht immer sofort beantworten kann!
Das Wertvolle zu bewahren und zu fördern, bei gleichzeitiger Offenheit für neue Wege, die sich aus den bisher gegangenen Wegen im Heiligen Geist erschließen, das würden wir gerne verwirklichen. Ich denke, dies ist auch im Sinn einer geistlichen Umsetzung der Impulse des Zweiten Vatikanums. Dazu gehört jedoch auch die Zurückweisung von fragwürdigen Wegen und Irrtümern, oder mindestens die Klärung solcher Aussagen, wie wir sie in diesen Tagen behandelt haben!
In diesem Zusammenhang möchte ich auf ein Glaubensmanifest vom 10. Februar 2019 des ehemaligen Glaubenspräfekten Kardinal Müller aufmerksam machen! Auf Bitte von Gläubigen, welche derzeit beunruhigt sind über manche Entwicklungen in der Kirche, besonders was den Glauben und die Moral betrifft, hat Kardinal Müller dieses Manifest niedergelegt! Es ist lediglich vier bis fünf Seiten lang und beschreibt prägnant den katholischen Glauben und weist Tendenzen zurück, die den Glauben und seine Praxis verwässern, relativieren und daher auch gefährden! Mit diesem wahrlich katholischen Manifest bewegt man sich auf dem sicheren Boden der Lehre der katholischen Kirche, und es ist hilfreich, es zu lesen, denn es wird vor Irrtümern schützen! Es ist im Internet in verschiedenen Sprachen aufzurufen!
Dem Thema der letzten Tage habe ich deshalb so viel Raum gegeben, weil ich denke, daß – falls solche Aussagen nicht erklärt und im Sinne der wahren Lehre interpretiert werden – große Verwirrung entstehen kann und etwas sehr Wertvolles angegriffen würde : Die Beauftragung des Herrn, das Evangelium zu allen Völkern zu tragen!
Hören wir zum Abschluß dieses Exkurses noch Auszüge eines Artikels des Theologen Prof. Dr. Johannes Dörmann: („Die eine Wahrheit und die vielen Religionen“ aus der Zeitschrift Theologisches,1986), welche uns das Thema noch einmal vor Augen stellen!
Das „Gemeinsame“ im Islam und Christentum ist beachtlich; es stammt aus der historischen Tatsache, daß Mohammed nach Kräften aus dem zeitgenössischen Juden- und Christentum geschöpft hat. Das „Gemeinsame“ im Glauben des frommen Muslim und des Katholiken haben die Deklaration „Nostra Aetate“ und Johannes Paul II. in Casablanca eindrucksvoll hervorgehoben.
Neben dem „Gemeinsamen“ gibt es aber auch das Unterscheidende, das Besondere, das den Islam als Isläm, als nichtchristliche Religion, charakterisiert; gibt es den kontradiktorischen Gegensatz zu dem, was der christliche Glaube als seine wesentliche Substanz bekennt: den dreifaltigen Gott, die Menschwerdung des Sohnes, die Erlösung durch das Kreuzesopfer Christi, die Gnade der Gotteskindschaft. Aber genau das wird im Koran expressis verbis bestritten, genau das gehört zum Wesen des Islam als Religion. Ist es denkbar, daß der Eine Gott, wenn er sich offenbart, mit doppelter Zunge redet, daß er beide Religionen positiv gewollt haben soll?
Wir schließen gleich die östlichen Weltreligionen mit dem, was sie „als Religionen“ charakterisiert, in unsere Frage ein: Ist es denkbar, daß der Eine Gott im Christentum die Verschiedenheit von Schöpfer und Geschöpf lehrt, aber im Hinduismus die Einheit von Brahman und Atman zum alles beherrschenden Thema macht? Daß er im Christentum die Erlösung durch Jesus Christus allein aus dem Glauben verkündet, aber im Hinayäna- und Zen-Buddhismus den Weg der Selbsterlösung freigibt?
Die katholische Tradition der Logos-Spekulation (Anm.: damit ist gemeint, daß es Samen Gottes auch in anderen Religionen gibt) die schon im Neuen Testament angelegt ist, beinhaltet gerade keine pauschale Anerkennung der nichtchristlichen Religionen als „legitime Religionen“, sondern sie ist ein selektives Verfahren, das aus den geschichtlichen Religionen und der Masse ihrer Irrtümer ganz konkret einzelne Elemente der Wahrheit herauslöst, christlich läutert, dann in das katholische System einbaut und dadurch innerlich umformt und umorientiert.
Wir können abschließend feststellen: Die These, daß alle Religionen legitime, von Gott positiv gewollte Heilswege, göttliche Offenbarung und Vermittler der Heilsgnade seien, verstößt nicht nur gegen die wissenschaftliche Logik und den religionsgeschichtlichen Sachverhalt, sondern auch gegen das Dogma und die Tradition der Kirche. Die nichtchristlichen Religionen können demnach die Verbindung mit Gott nicht herstellen. Sie sind also keine Heilswege.
Möge der Herr schenken, daß wir uns immer dieser Wahrheit bewußt bleiben und als demütige Diener das Evangelium bezeugen! Das ist der Wille Gottes: daß die Menschen das Heil in Christus empfangen! Daran hat sich nichts geändert!