Sechste Weihnachtsmeditation: Die Würde der Armut Jesu

Eine Armut, die andere reich macht – so könnte man das Geschehen an Weihnachten beschreiben.

Der heilige Gott scheut sich nicht, sich für die Menschen klein zu machen und sich in Jesus eine Zeit lang unter die Engel zu stellen, um die Menschen zu erhöhen.

Ein kleines Kind in einer Krippe, fernab von allem repräsentativen Reichtum,
eine Grotte als Geburtsstätte, einfache Hirten …

All dies zeugt von einer Armut, die jedoch voller Würde ist, denn es ist eine freiwillige Armut, in der Gott zu uns kommen wollte, um uns den wahren Reichtum zu zeigen: seine Liebe!

Es ist eine dieser Botschaften, die für unsere menschliche Natur oft paradox klingen und welche die ganze Heilige Schrift durchziehen:

Armut macht oft reich und Reichtum macht oft arm!

Die Würde des freiwilligen Verzichts auf äußeren Reichtum besteht gerade darin, die Aufmerksamkeit auf den wahren Reichtum zu lenken, der nicht in der Anhäufung irdischer Güter besteht. Er besteht im Adel des Menschen, der die seelischen und geistigen Gaben, die er Gott verdankt, in den Dienst des Reiches Gottes und der Menschen stellt.

Genau hier begegnen wir Jesus. Alles, was er tat, geschah, um den Vater zu verherrlichen und den Menschen zu dienen. Gerade in der einfachen Lebensweise, die den Herrn bis in den Tod begleitete, wird der Blick auf das Wesentliche gelenkt und bleibt nicht an Äußerlichkeiten hängen. Wäre Jesus in einem Palast von reichen Eltern geboren worden, hätten wir uns weniger mit ihm identifizieren können, denn der Reichtum ist nur wenigen vorbehalten.

Die freiwillige Armut des Herrn aber lädt alle Menschen auf der Welt ein, ihre wahre Würde zu entdecken und sich nicht vom Streben nach dem trügerischen Reichtum täuschen zu lassen.

Die Armut des Herrn in all seinen Lebenslagen macht uns also reich.

Sei es die Flucht mit seinen Eltern nach Ägypten, um den Häschern des Herodes zu entkommen, die zur Botschaft für Flüchtlinge werden kann; seien es die ungerechten Verfolgungen und Anklagen, welche zum Trost für Menschen in ähnlichen Situationen werden können; sei es sein Leiden und sein gewaltsamer Tod: Immer kann der Herr durch seine freiwillige Annahme der Armut die Lebenssituation des Menschen von innen heraus verwandeln und ihm trotz aller äußeren Armut und Ohnmacht seine Würde schenken.

Welch eine Botschaft des heiligen Gottes!

Er steigt zu uns Menschen herab, um uns an sich zu ziehen.
Er wird arm, um uns reich zu machen.
Er stirbt den freiwilligen Tod, um uns aus dem Tod zu erretten.
Er nimmt die Sünde auf sich, um uns zu erlösen.
Er kehrt in den Himmel zurück, um uns eine Wohnung zu bereiten.

So lädt er uns an Weihnachten durch seine Geburt ein, uns ihm ganz anzuvertrauen, damit wir in ihm reich werden an den wahren Gütern, die für immer bleiben.

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