SCHRITTE, UM DEN HERRN MIT ALL UNSEREN GEDANKEN ZU LIEBEN

487. Kleine Vaterbetrachtung

“Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken.” (Mt 22,37)

Wenn wir der liebevollen Einladung unseres Vaters folgen und all unsere Gedanken auf ihn auszurichten versuchen, dann gilt es die Taten und Worte unseres Herrn im Gedächtnis zu behalten. Betrachten wir z.B. die Psalmen, dann preisen diese wieder und wieder die Werke Gottes und bewundern sie mit staunender Dankbarkeit. Wenn wir einige Psalmen verinnerlichen, können sie zu einer Art Herzensgebet werden, das unsere Seele im Gedenken an den Herrn wachhält. Auch sollten wir alles, was uns geschieht und was wir sehen, in einen Lobpreis Gottes verwandeln.

Dasselbe gilt für die Worte des Herrn. Die Jungfrau Maria bewegte die Worte Jesu in ihrem Herzen (Lk 2,19). Auf diese Weise senkte sich das Wort tief in ihr Herz ein und blieb ihr im Gedächtnis. Der Heilige Geist wird sie immer an die Worte Gottes erinnert haben.

Je mehr wir das Wort des Herrn verinnerlichen und ihn durch unser Lob verherrlichen, desto mehr wird der geistige Bereich der Seele genährt. Man bekommt Geschmack am Wort Gottes und lernt die gute Nahrung sehr leicht von der Nahrung zu unterscheiden, die der Seele zugeführt wird, wenn sie in der Zerstreuung lebt, und die sie geistig leer zurückläßt, angefüllt mit oft sinn- und nutzlosen Inhalten. Sie beginnt dann, sich nach jener Weide zu sehnen, auf der sie Nahrung findet, die sie kräftigt und ihr Weisheit schenkt.

Wenn wir auch unseren Gedanken nicht einfach befehlen können, von jetzt an nur noch auf Gott ausgerichtet zu sein, können wir dennoch die Voraussetzung schaffen, daß sie sich immer leichter Gott zuwenden. Einmal, indem wir wertlose Gedanken meiden, welche unsere Seele im geistigen Bereich schwerfällig und träge machen und die unserem Vater mißfallen könnten; weiterhin, indem wir das Wort Gottes aufnehmen, im Herzen bewegen und so unser Leben zu einem andauernden Lobpreis seiner Güte wird. Auf diese Weise wächst die Liebe zu Gott.

Denken wir an die erste Betrachtung zu diesem Thema, wie wir unseren Vater mit allen Gedanken lieben können. So, wie sich die Braut nach dem Bräutigam sehnt und keine Gelegenheit versäumt, an ihn zu denken, so sehnt sich unsere Seele immer mehr nach dem göttlichen Bräutigam und widmet ihm all ihre Gedanken.