253. Kleine Vaterbetrachtung
“Dir waren meine Glieder nicht verborgen, als ich gemacht wurde im Verborgenen, gewirkt in den Tiefen der Erde.” (Ps 139,15)
Als wir das Aschekreuz empfingen, hörten wir die Worte: “Bedenke Mensch, daß du Staub bist und zum Staub zurückkehrst!” (vgl. Gen 3,19) Ein Wort, das uns in unsere ganze kreatürliche Realität stellt, denn von Gott kommen wir und zu ihm gehen wir. Unser Leib wird für das Leben in der Ewigkeit verwandelt. Dies ist ein weiteres Werk unseres geliebten Vaters, auf das wir noch warten, denn auferstehen soll ein unverweslicher Leib (vgl. 1 Kor 15,53).
Die Worte des heutigen Psalmverses vergegenwärtigen uns, daß Gott schon immer an uns gedacht hat. Wir können sagen, daß wir immer schon »in den Gedanken Gottes« lebten, bis der Tag kam, an dem wir im Schoß unserer Mutter eine irdische Gestalt erhielten.
Welch erhebendes Wort! Gott hat uns – wie es die Schrift bezeugt – mit Ewiger Liebe geliebt (Jer 31,3). Schon immer! Niemals waren wir etwa »ungewollt« oder »ein Versehen«. Immer schon waren wir dieser einmalige Mensch, den Gott geschaffen hat, weil er es wollte, weil er uns liebte und uns Anteil geben wollte an seiner Herrlichkeit.
Wenn wir auf unserem Lebensweg uns vielleicht manchmal verloren und verirrt fühlen, oder unseren Wert und unsere Aufgabe nicht richtig erkennen können, brauchen wir uns nur unserem Vater zuzuwenden. Wir haben uns nur daran zu erinnern, daß er uns von Ewigkeit her schon geliebt hat und unsere Existenz ein Ausdruck dieser Liebe ist. Die trüben Gedanken werden dann zerstreut, denn sie sind nichtig und falsch und das Gegenteil ist wahr.
Unser Vater läßt nichts unversucht, uns seine Liebe zu zeigen.
Du und ich haben denselben Ursprung und dasselbe Ziel. Wir kommen von unserem Vater und gehen zu unserem Vater. Auf dem Weg dorthin sollen wir in unserem Leben verwirklichen, was wir sind: geliebte Kinder unseres himmlischen Vaters.
Und wenn unser Herz uns anklagt, daß wir so wenig der Würde dieser Gnade Gottes entsprechen und über uns weinen und vielleicht denken, daß Gott sich von uns abgewandt hat, dann erinnern wir uns: “Gott ist größer als unser Herz” (1 Joh 3,20)! Gott hat uns nicht nur aus Liebe geschaffen, sondern auch aus Liebe erlöst.
Unser Vater möchte, daß die Liebe, mit der er uns schon immer betrachtet hat, zur Vollendung kommt. Wir brauchen ihm nur zu vertrauen und die Wege zu gehen, die er für uns vorgesehen hat. Das ist nicht schwer!