1 Kor 15,1-8
Ich erinnere euch, Brüder und Schwestern, an das Evangelium, das ich euch verkündet habe. Ihr habt es angenommen; es ist der Grund, auf dem ihr steht. Durch dieses Evangelium werdet ihr gerettet werden, wenn ihr festhaltet an dem Wort, das ich euch verkündet habe, es sei denn, ihr hättet den Glauben unüberlegt angenommen. Denn vor allem habe ich euch überliefert, was auch ich empfangen habe: Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift, und ist begraben worden. Er ist am dritten Tag auferweckt worden, gemäß der Schrift, und erschien dem Kephas, dann den Zwölf. Danach erschien er mehr als fünfhundert Brüdern zugleich; die meisten von ihnen sind noch am Leben, einige sind entschlafen. Danach erschien er dem Jakobus, dann allen Aposteln. Zuletzt erschien er auch mir, gleichsam der Missgeburt.
Es ist das Evangelium, welches die Welt rettet! „Niemand kommt zum Vater, denn durch mich!“ (Joh 14,6), ruft uns Jesus unmißverständlich zu. Das ist heute genauso gültig und umso dringender, je mehr die geistige Verwirrung und Dunkelheit zunimmt.
Hören wir einen glaubenstreuen Kardinal in einem Interview vom 5. April 2019. Es ist der Kardinal Robert Sarah. Diese klaren Worte sind umso wichtiger, da Papst Franziskus in der Erklärung von Abu Dhabi verwirrende Worte verwendete, welche die dringende Notwendigkeit der Verkündigung des Evangeliums relativierten oder gar in Frage stellten. Auch bei seinem kürzlichen Besuch in Marokko sprach er davon, daß die Christen nicht darauf bedacht sein sollten, daß ihre Anzahl größer wird und daß es in eine Sackgasse führe, einen Andersgläubigen zum eigenen Glauben führen zu wollen.
Cardinal Sarah hingegen betonte in seinem Interview, daß die Christen eine Pflicht zur Evangelisation hätten und daß es eine dringende Aufgabe sei, die Ungetauften zu Christus zu führen. Er sagte klar, daß Jesus uns dazu einen Auftrag gegeben habe und benennt die entsprechende Stelle der Heiligen Schrift: „Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erden. Darum geht zu allen Völkern und macht sie zu meinem Jüngern: tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss: „Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt (Mt 28,18-20).“
Weiter zitiert Kardinal Sarah den Apostel Paulus: „Wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde! (1 Kor 9,16)“ Unmißverständlich sind die Worte des Kardinals, wenn er über die Mission in Afrika spricht:
„Die Missionare kamen nach Afrika und verkündeten das Evangelium. Ich kenne keinen einzigen Fall, in dem ein Missionar Gewalt ausgeübt hätte, doch die Verkündigung des Evangeliums ist Pflicht!
Und er macht deutlich, daß Jesus der einzige Weg zum Vater ist und führt aus:
„Ob es Buddhisten, Muslims oder Animisten sind, wir müssen Jeden evangelisieren, weil Jesus der einzige Weg zur Erlösung ist. So handelt es sich nicht um Proselytismus, weil wir nicht die Heiden nötigen oder die Muslims mit Waffen zwingen, sondern ihnen den Weg des Heils anbieten. Unsere Religion basiert auf Liebe und weist Gewaltanwendung zurück.“
Es kann das Feuer der Evangelisierung gelöscht werden oder nur spärlich brennen, wenn wir selbst nicht mehr die erlösende Dimension unseres Glaubens wahrnehmen. Gewiß gibt es viele verschiedene Weisen, wie den Menschen das Evangelium gebracht werden kann! Eine davon ist das stille Zeugnis der guten Werke, der schlichte Dienst am Nächsten, die Verwirklichung der Liebe im eigenen Herzen und aus dieser Liebe dann diese Werke tun! Das ist es, was wir immer und in allen Umständen tun können. Manchmal gibt es Situationen, in denen weitere Zeugnisse kaum möglich oder gar unmöglich sind. In solchen Situationen wird der Herr es bestimmt nicht an Gnade fehlen lassen! Doch gehört zentral zum Evangelium die Verkündigung des Wortes Gottes in der Übereinstimmung mit der wahren Lehre, der dringende Wunsch und auch die Sehnsucht, daß andere Menschen das Heil erfahren, von ihren Irrtümern befreit werden können und den tiefsten Sinn des Daseins entdecken!
Das ist aber bisher nur der Blick aus unserer Sicht, der schon genügen müßte, um das Feuer der Evangelisierung in uns zu entzünden. Viel mehr noch müßte das Feuer für die Evangelisierung brennen, wenn wir den Blick auf Gott werfen! Was tut Gott nicht alles, damit wir ihn kennenlernen! Was nimmt der Herr nicht alles auf sich, damit die Menschen das Heil empfangen! Wenn wir uns in die Liebe Gottes versenken und wahrnehmen, wie sehr es Gott nach den Menschen verlangt, dann kann das unser Feuer wieder auflodern lassen! Wir evangelisieren dann nicht nur, weil wir die Menschen zu Gott führen wollen und ihnen den Weg zur wahren Religion öffnen, sondern weil die Liebe Gottes uns drängt, Gott zu verherrlichen, unseren Teil zu tun, daß er die Seinen findet, damit sie sich öffnen und er in ihre Herzen einziehen kann.
Am Kreuz ruft der Herr: „Mich dürstet“ (Joh 19,28). Einige verstehen dieses Wort, daß es den Herrn nach den Seelen dürstet. Die Teilnahme an der Evangelisierung bedeutet somit, der brennenden Sehnsucht Gottes nach seinen Kindern zu dienen. Dieses heilige Verlangen erweckt der Heilige Geist in uns, ja genauer ist es der Heilige Geist selbst, der als Feuer der Liebe in uns brennt!
Deshalb darf es nie ein Nachlassen in der Evangelisierung geben und man kann nie die Mission nur auf das wortlose Zeugnis und die Praxis der Nächstenliebe beschränken! Solche Hirten wie Kardinal Sarah – und sie werden leider rar – erinnern uns an das Wesentliche und mahnen uns, die Worte des Evangeliums höher zu setzen als noch so gute menschliche Überlegungen!