Eph 6,10-13.18 (Lesung im Novus Ordo am Gedenktag des Heiligen Antonius)
Brüder: Werdet stark durch die Kraft und Macht des Herrn! Zieht die Rüstung Gottes an, damit ihr den listigen Anschlägen des Teufels widerstehen könnt. Denn wir haben nicht gegen Menschen aus Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern gegen die Fürsten und Gewalten, gegen die Beherrscher dieser finsteren Welt, gegen die bösen Geister des himmlischen Bereichs. Darum legt die Rüstung Gottes an, damit ihr am Tag des Unheils standhalten, alles vollbringen und den Kampf bestehen könnt. Hört nicht auf, zu beten und zu flehen! Betet jederzeit im Geist! Seid wachsam, harrt aus und bittet für alle Heiligen.
Heute beginnen wir mit einer vierteiligen Serie: “In der Schule der Wüstenväter”, die ich vor ein paar Jahren erstellt habe und in überarbeiteter Form nochmals zur Verfügung stellen möchte. Das ist man der Wichtigkeit des geistlichen Kampfes geschuldet.
Der Wüstenvater Antonius, dessen Gedächtnis wir heute feiern, verließ im 3. Jahrhundert um Christi willen die Welt und lebte lange in der Wüste Libyens. Seine Weisheit wurde bekannt und viele Menschen kamen zu ihm, obwohl er eigentlich in der Einsamkeit leben wollte. Aber die Menschen suchen Orientierung, und wenn sie jemanden finden, der auf dem geistlichen Weg innere Erfahrungen gesammelt hat, dann kommen die Gottsucher, um sich belehren zu lassen.
So bildete sich um den Wüstenvater eine Art Eremitengemeinschaft, die in Arbeit und ständigem Gebet bewußt den Kampf gegen Versuchungen und jene Kräfte aufnahm, von denen hier im Epheserbrief die Rede ist. Sicher haben sie ihren Kampf auch stellvertretend für die Christenheit und Menschheit geführt.
In der Tat: Jede Zurückweisung einer Versuchung bedeutet eine direkte oder indirekte Niederlage für die Dämonen, die den Menschen von seinem Weg mit Gott abbringen wollen. Nicht immer sind es direkte Angriffe durch böse Gedanken und Gefühle oder andere Formen von Attacken, die wir zu erleiden haben. Die bösen Geister verstecken sich auch gerne hinter den Verlockungen der Welt oder den Schwächen unseres Fleisches und nutzen diese für ihre finsteren Pläne aus.
Dieser Serie von Betrachtungen stelle ich eine Lehre des Wüstenvaters Antonius voran, die wir Punkt für Punkt in diesen Tagen bedenken und so auch für unser geistliches Leben fruchtbar machen wollen.
“Wer in der Wüste sitzt und die Herzensruhe pflegt,
wird drei Kämpfen entrissen:
dem Hören, dem Reden, dem Sehen.
Er hat nur noch einen Kampf zu führen:
den gegen die Unreinheit.”
Heute wollen wir den Kampf um das richtige Hören zum Thema machen, morgen und übermorgen geht es um das Reden und Sehen, die letzte Betrachtung dieser Reihe wird den Kampf gegen die Unreinheit thematisieren, der heute besonders intensiv geführt werden muß.
Das Hören
Wem schenken wir unsere Aufmerksamkeit?
Wie schwer fällt es uns so oft, aufmerksam das Wort Gottes zu hören oder geistliche Dinge aufzunehmen! Wie leicht lassen wir uns von flüchtigem und oberflächlichem Gerede einnehmen und vielleicht sogar beeinflußen!
In der heutigen Welt mit ihrem ständigen Angebot an Unterhaltung und Information – was der heilige Antonius so nicht kannte – gibt es eine fast systematische Zerstörung der Stille. Das Telefonieren ist durch die Handys bis in die Öffentlichkeit vorgedrungen. Jeder ist jederzeit erreichbar, und wir nehmen unwillkürlich auch an den Gesprächen anderer teil, die gar nicht für uns bestimmt sind.
Und die Dämonen? Wenn der Herr in der Stille leichter zu uns spricht und wir dort tiefer zu Gott finden, dann muß die Stille nach Möglichkeit systematisch vernichtet werden. Unsere Ohren sollen alles hören, nur nicht das Evangelium und was damit zusammenhängt. Das ohnehin vorhandene Zerstreuungspotential unserer gefallenen menschlichen Natur muß noch gefördert werden, damit wir ja nicht zum Schweigen und zur Einsicht gelangen.
Hier haben wir also ein gutes Betätigungsfeld für die Dämonen, um unerkannt, fast harmlos zu versuchen, uns vom Weg Gottes abzubringen und, wenn das nicht möglich ist, ihn zumindest zu erschweren.
Es gilt, den Kampf im Herrn bewußt aufzunehmen. Das ist unerläßlich, wenn man die Ohren für Unnötiges und Schädliches verschließen und sich für das Wort des Herrn öffnen will.
Das erfordert Disziplin und einen sehr bewußten Umgang mit den Informationsquellen, besonders mit dem allzeit bereiten Internet. Nur bestimmte Zeiten sollten wir dafür verwenden und uns auch klar sein, zu welchem Zweck wir es benutzen. Es gilt hier wachsam zu sein, denn oft schätzen wir das Verführungspotential z.B. des Smartphones gar nicht richtig ein. Fast ist es schon zum ständigen Begleiter geworden, eine Art »illegitimes Familienmitglied«, und es kann so weit kommen, daß nahezu unsere ganze Kommunikation darüber läuft; und man bemerkt es kaum noch, weil man sich schon daran gewöhnt hat.
Noch wichtiger ist es, sich bewußt Zeiten der Stille und Einkehr zu nehmen und diese regelmäßig zu pflegen, um dem ständigen Hören wirklich entfliehen zu können.
Wir müssen also selbst entscheiden, was wir hören wollen und was nicht. Deshalb gilt es auch, jede Art von Neugier in uns zu überwinden, das oberflächliche Interesse an den schnellen Informationen zu bekämpfen und vor allem immer wieder den Herrn zu suchen und ihm zuzuhören.