231. Kleine Vaterbetrachtung
“Jeder Tag ist wichtig, in jeder Stunde ist mein Heil für die Menschen da. Diesem sollst Du dienen zur Freude Deines Vaters, der Dich liebt.” (inneres Wort)
Wir sind gerufen, im »Kairos« zu leben, d.h. uns bewußt zu sein, daß das Heil immer für die Menschen da ist (2 Kor 6,2). Der Weg zum Heil steht offen: “Heute, wenn Ihr seine Stimme hört, verhärtet nicht Euer Herz!” (Ps 95,7-8).
Es liegt nicht in unserer Macht, ob die Menschen durch diese offene Türe des Heils hindurchgehen, wohl aber sind wir angefragt, mit unserem ganzen Bemühen uns dieses Heils konkret bewußt zu sein, in der Gnade Gottes zu leben und durch unseren Dienst mitzuwirken, daß Menschen den Weg zum Heil finden.
Jeder Tag schenkt uns die Möglichkeit, Gott und den Menschen auf verschiedenste Weise im Heilswerk des Herrn zu dienen. Was wir heute nahegelegt bekommen, ist die geistliche Wachsamkeit, im »Jetzt« zu wirken. Dieses »Jetzt«, diesen »Kairos« ganz zu erfassen, strafft unsere Seele auf Gott und die Aufgabe hin, die er uns in unserem Leben anvertraut hat.
Wir kennen viele Worte der Heiligen Schrift, die uns auf das Kommen des Herrn am Ende der Zeiten aufmerksam machen (z.B. Lk 12,32-48) und uns zur Wachsamkeit mahnen. Sie wollen uns aus aller Trägheit und allem Leichtsinn erwecken.
Das heutige Wort will uns deutlich machen, daß unser aufmerksames und waches Wirken für unseren Vater eine Freude ist. Es ist nicht nur der Blick auf unser Heil und auf das des Nächsten, was uns bewegen soll, sondern unser Dienst ist eine Frucht der inneren Verbindung mit unserem Vater. Er liebt es, uns als eifrige Mitarbeiter an seinem großen Werk des Heils zu sehen.
Jede Stunde, jeder Tag ist dann nicht nur ein Vorgang, den wir im Ablauf der Zeit, im sog. »Chronos« kennen, sondern die Vergegenwärtigung des Wortes: “Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat; wir wollen jubeln und uns an ihm freuen” (Ps 118,24). Diese Freude und Dankbarkeit Gott gegenüber bewegt uns, wie die Engel dem dienen zu wollen, der uns dieses Leben und die Zeit schenkt: gerne, ganz und gleich seinen Willen zu erfüllen.