Geistlich-seelische Heilung durch Gott – Teil 1
Heute verlassen wir für einige Tage den üblichen Verlauf der Auslegungen der Heiligen Schrift und ich fasse ein Thema schriftlich, welches ich in der Mission zweimal vorgetragen habe.
Das Thema der Heilung erscheint mir gerade in der heutigen Zeit wichtig, weil sehr viele Menschen Heilung suchen und nicht selten sich fragwürdiger „Techniken“ unterziehen.
In Bezug auf eine Frage nach dem Einfluß der Esoterik auf kirchliche Kreise habe ich Ende September in den täglichen Betrachtungen darauf hingewiesen, daß man sich nicht einfach ungeprüft Heilmethoden überlassen soll, besonders dann nicht, wenn diese mit einer anderen Religion verknüpft sind oder psychotechnische Verfahren aus dem esoterischen Bereich verwendet.
Es geht in diesem Vortrag darum, genauer wahrzunehmen, was Gott bereits getan hat und uns anbietet, damit unsere Seele heilen kann. Hierbei handelt es sich nicht um die Heilung physischer oder psychischer Krankheiten, welche jeweils eigener Heilungsmethoden bedürfen, sondern darum, wie unsere Seele, mit der Gnade Gottes gesunden, also heil werden kann.
Mögen die Betrachtungen der folgenden Tage uns helfen, noch dankbarer zu erkennen, welch wunderbarer Schatz uns mit dem katholischen Glauben anvertraut wurde.
Der Ursprung der Verwirrung:
Zunächst gilt es, sich den Ursprung der Verwirrung unserer Seele vor Augen zu führen.
Im paradiesischen Zustand – so können wir den Berichten der Heiligen Schrift entnehmen – war der Mensch noch heil. Gott selbst bezeugt, daß das Werk der Erschaffung des Menschen sehr gut war. Die Beziehung zu Gott war selbstverständlich und der Herr liebte es, bei den Menschen zu sein, die Beziehung mit ihnen zu pflegen. Wie es uns die Kirche lehrt, lebte der Mensch in der Anschauung Gottes, seine Seelenkräfte waren geordnet und somit in Harmonie mit Gott und seiner Schöpfung.
Mit dem Sündenfall nun trat die große Verwirrung ein: die übernatürliche Anschauung ging verloren, der Verstand wurde verdunkelt, der Wille geschwächt und die Leidenschaften erhoben sich gegen den Geist. Der sündige Mensch konnte nicht mehr in seinem vorherigen paradiesischen Zustand blieben, der Tod kam in die Welt. Das selbstverständliche Vertrauen zu Gott war verletzt, die Seele verlor ihre Heimat.
Gott hatte den Menschen jedoch nicht verworfen, auch wenn dieser aus eigener Schuld des Paradieses verlustig wurde und all seine Nachkommen mit ihm.
Das erste, was wir nun in Bezug auf den Zustand des Menschen festzustellen haben: Der Mensch konnte seine transzendete Bestimmung nicht mehr wie zuvor wahrnehmen und erblindete geistig mit all den Folgeerscheinungen, die wir dann den den Berichten der Bibel entnehmen können.
Deshalb ist in Bezug auf die Heilung der Seele die Wiederherstellung der Gottesbeziehung der erste und wesentlichste Akt.
Die Heilung der Seele durch den Glauben
Nichts ist wichtiger für den Menschen, als den authentischen Glauben an Gott zu finden. Die Seele leidet in ihrer Tiefendimension an dem Mangel an Erkenntnis Gottes.
Der Mensch ist auf Gott hin geschaffen und in ihm hat er seine Heimat. Es ist die ewige Bestimmung des Menschen, mit Gott in Gemeinschaft zu leben, ihn anzubeten, sich von Gott lieben zu lassen, auf diese Liebe zu antworten. Deshalb kann nur Gott die tiefste Sehnsucht des Menschen beantworten. Die Seele wird in ihrer Tiefe nie in einem wahren Frieden und Glück leben können, wenn sie ihren Schöpfer und Vater nicht erkennt und bewußt mit ihm lebt. Sie hungert nach Gott und hält nach ihm Ausschau. Sie sucht nach ihrer Identität, nach dem verlorenen Paradies, nach ihrem Zuhause.
Der Mensch kann unter schlechten Einfluß geraten, sich Irrtümern öffnen, so daß sich falsche Gottesbilder seiner bemächtigen und die Seele verwirren. Der Mensch vermag sich im irdischen Leben zu verlieren und primär die Befriedigung der Sinne als Lebensziel anzustreben. Seine Seele bleibt dann unerweckt, sie schläft und lebt an ihrer tieferen Bestimmung vorbei. Es mag sein, daß dies dem Menschen gar nicht bewußt wird. Doch in der Tiefe krankt die Seele und bleibt in ihrerer transzendeten und damit wichtigsten Dimension des Daseins unerfüllt. Daher sucht sie nach Ersatzbefriedigungen: „Unruhig ist unsere Seele bis sie Frieden findet in Gott“ , weiß der hl. Augustinus seinen inneren Zustand zu beschreiben.
Mit der bewußten Annahme des Glaubens beginnt nun der Heilungsprozeß der Seele. Sie findet ihre Orientierung und wacht aus ihrer Verirrung auf. Mit der Bekehrung zu Gott, also der bewußten Öffnung für seine Liebe, tritt das übernatürliche Licht Gottes in den Menschen ein. Die Seele jubelt vor Glück, Tränen der Dankbarkeit können fließen! Die Seele weiß nun, daß sie nach Hause gekommen ist und besonders jene, die weit von Gott weg waren, können ihr Glück kaum fassen. Nie wieder wollen sie diesen Schatz verlieren.
Auch für jene Menschen, welche die Gnade hatten, von Kindheit an den wahren Glauben zu kennen und daher schon die heilenden Kräfte des Glaubens aufgenommen haben, bringt eine bewußte Entscheidung für den Glauben ein größeres Licht.
Dieses Licht Gottes gibt uns aber noch nicht die übernatürliche Anschauung Gottes zurück, die wir verloren haben. Auch werden mit dem nun gewonnenen Glauben nicht sofort unsere Seelenkräfte geheilt und die Schatten der Finsternis weichen noch nicht vollständig. Doch mit dem Licht des Glaubens, welches uns Gott schenkt, beginnt der Herr in uns sein Erlösungswerk zu verwirklichen.
Wir werden in den nächsten Tagen sehen, wie der Herr alles bereitet hat, damit der Mensch, der so weit von ihm abgewichen ist, wieder ganz unter die milde Herrschaft seiner Liebe kommt, und wie seine Seele für die Ewigkeit bereitet wird. Dort wird sie dann vollständig im Lichte Gottes sein und kein Makel kann sie noch verfinstern.