Wenn wir uns fragen, ob das Licht, welches Gott im Leben der hl. Jeanne angezündet hat, auch heute noch leuchtet, und was sie uns in der gegenwärtigen Zeit zu sagen hat, dann müssen wir noch einmal auf ihre Berufung schauen und diese besser verstehen lernen.
Einmal ist es wichtig, zu realisieren, daß es sich beim Kommen Jeannes um eine Intervention Gottes handelte, der dadurch eine konkrete und bedrohliche Situation zum Besseren wenden wollte. Zu eindeutig war das Handeln Gottes durch dieses junge Mädchen, welches weder lesen und schreiben konnte, noch im Kriegshandwerk ausgebildet war, noch die Etikette eines königlichen Hofes kannte oder theologisch unterrichtet war, um es zu übersehen.
Göttliche Interventionen kennen wir im Laufe der Geschichte. Eine sehr deutliche und für viele bekannte Intervention war z.B. die Erscheinung der Jungfrau Maria in Fatima/ Portugal. Dort bat die Jungfrau Maria um die Weihe Rußlands an ihr Herz und um bestimmte religiöse Übungen, durch welche sie dem Übel des Kommunismus entgegenwirken wollte.
Wir könnten sagen, dass eine solche Intervention ein prophetischer Einbruch in eine bestimmte unheilvolle Situation ist. Das geschah auch durch Jeanne d‘ Arc in Frankreich.
Was war nun spezifisch ihre Aufgabe? wie können wir sie für unsere Zeit verstehen und lernen, wie Jeanne diese ihre Mission vom Himmel aus weiterführen könnte?
Ich möchte drei Punkte herausarbeiten:
- Frankreich mußte von der illegitimen Fremdherrschaft befreit werden.
- Der wahre König von Frankreich mußte gesalbt und bestätig werden.
- Die Kirche kollaborierte in bezug auf Jeanne d‘ Arc mit der fremden Macht.
Zu Punkt 1:
Wir erleben derzeit eine Zunahme der antichristlichen Mächte, welche Gesetzgebungen begünstigen und verabschieden, die sich gegen die Bevölkerung richten. Denken wir z.B. an das Verbrechen der Abtreibung, bei welchem Regierungen das Lebensrecht des Kindes nicht mehr genügend gewährleisten oder es gar selbst bedrohen. Hier stehen Gesetze eindeutig gegen das Gebot Gottes, welches das Leben des Menschen schützt.
Das ist nur ein Beispiel von vielen, was uns eindeutig erkennen lässt: Immer mehr Gesetze wenden sich von den Geboten Gottes ab und relativieren sie. Wir wissen jedoch durch den Glauben, dass jedes befolgte Gebot Gottes lebensspendend wirkt, während das Übertreten eines jeden Gebotes des Herrn den Tod gebiert.
Den Tod statt Leben bringen jedoch nur finstere Mächte hervor, sozusagen antichristliche Manifestationen. In diesem Kontext sei erwähnt, daß die Christenverfolgung weltweit dramatisch zugenommen hat und die Christen immer weniger den Schutz durch ihre Regierungen erfahren. Wenn aber Regierungen nicht mehr das Leben ihrer Bürger zu verbessern suchen, sondern sie gar bedrohen, dann pervertiert die Herrschaft, oder zumindestens wesentliche Punkte dieser Herrschaft, zu einem Räuberstaat. Räuberstaaten aber verlieren ihre Legitimation.
Was würde eine Heilige wie Jeanne im Sinne ihrer Mission tun?
Sie wird die zunehmende Fremdherrschaft auf Erden wahrnehmen und den Menschen zu Hilfe eilen. Jeanne wird mit eintreten in den geistlichen Kampf all derer, die sich gegen die zunehmende Fremdbestimmung zur Wehr setzen. Der Kampf wird nun nicht auf ein Land beschränkt sein -wobei erwähnt sei, dass sich Frankreich leider auch hervortut, indem es dem antichristlichen Geist die Türen weit öffnet- sondern er wird weltweit geschehen.
Jeanne wird uns von ihrer himmlischen Sicht aus zu Hilfe eilen und uns lehren, unser Vertrauen auf Gott zu setzen und zusammen mit dem Heer des Himmels zu kämpfen. Auf der irdischen Ebene wird es wohl nur eine kleine Herde sein, die sich bewußt zur Wehr setzt, aber sie wird ergänzt werden durch die himmlischen Heere. Wir dürfen annehmen, daß der Herr Jeanne darin eine führende Position gibt, wie er sie ihr auf Erden bei seiner Intervention in Frankreich anvertraut hatte.
Zu Punkt 2:
Es ist sehr gut möglich, daß wir uns der Herrschaft des Antichristen nähern, der über die ganze Erde seinen dominierenden Einfluß ausbreiten wird. Ob es sich dabei um den Antichristen am Ende der Zeiten handelt oder um einen seiner grausamen Vorläufer, kann nur der Herr selbst beantworten. Wir haben schon etliche antichristliche Herrschaftsgestalten im Laufe der Geschichte erleiden müssen, kamen sie noch aus dem alten Rom, aus Europa oder aus Asien.
Alle Zeichen deuten daraufhin, und wir werden es möglicherweise selbst erleben müssen, daß sich ein solcher antichristlicher Herrscher als „falscher König“ präsentieren wird, der den Völkern seinen Willen aufzwingt. Vor allem aber wird seine Herrschaft gegen Gott und gegen den wahren König, Jesus, gerichtet sein. Es kann so weit kommen, daß er gar göttliche Ehren für sich beanspruchen wird und Kulte um ihn herum entstehen. Auch solches kennen wir bereits aus der Geschichte.
Mit Sicherheit wird Jeanne hier im Auftrag Gottes einschreiten. Hat sie schon im 15. Jahrhundert die Rechte des wahren Königs verteidigt und seine Herrschaft als von Gott her kommend verstanden, wird dies bei dem Verführungsversuch der ganzen Menschheit erst recht geschehen. Sie wird für den wahren König der Menschheit einstehen und falsche Könige der Finsternis, bzw. den antichristlichen Herrscher, bekämpfen. Die Eifersucht Gottes, die in ihrem Herzen brennt, wird auflodern und sie wird nicht ruhen, ehe die Mächtigen vom Thron gestürzt sind. Hierbei ist der Mächtige gemeint, der sich selbst bis zum Throne Gottes erhöhen wird. Wir können auf Jeanne zählen, wenn die Not groß wird.
Zu Punkt 3:
Jeanne wird die wahre Kirche stützen.
Sie selbst hat erleben müssen, wie die schmerzlichste Gegnerschaft ihrer Mission aus kirchlichen Kreisen kam, sogar aus dem Episkopat.
Die zunehmende antichristliche Bedrohung dringt heutzutage fast ohne Gegenwehr in die Kirche ein. Wir müssen erleben, wie klare christliche Positionen in der Kirche aufgeweicht werden, Konfusion entsteht und nicht wenige Bischöfe dem Geist der Welt entsprechen, statt kraftvoll das Evangelium zu verkünden. Das aber schwächt die Kirche von innen in ihrer Widerstandskraft gegen gott- und menschenfeindliche Ideologien, und erlaubt sogar bestimmten, weltlich gesinnten Hierarchen, Schlüsselpositionen der Kirchenleitung einzunehmen. Die Kirche wird auf Nebenschauplätze geführt und verwandelt sich in eine mehr menschliche Institution. Auf diese Weise verbreitet sich Konfusion statt Klarheit und Orientierung.
Es ist dieses das gefährlichste Feld aller Kampffeldern, denn hier uns kann die Verfolgung seitens „falscher Brüder“ treffen, von denen schon der hl. Paulus spricht.
In dieser Situation wird Jeanne die Kirche sehr wachsam stützen. Diese ist nur dann in Sicherheit, wenn sie fest in der authentischen Lehre der Apostel bleibt und alle pastorale Praxis von der wahren Lehre her im Geist des Herrn gestaltet.
Fazit: Wir dürfen auch heute auf die Hilfe Jeannes hoffen, besonders wenn die Zeiten immer schwieriger werden. Ihr Leben und ihr Martyrium waren nicht nur für die damalige Zeit wichtig, sondern auch heute ist Jeanne jederzeit bereit, uns auf unsere Bitte und die Weisung des Herrn hin zu Hilfe zu kommen.
Link zu einem von uns erstellten Hörspiel über das Leben der Hl. Jeanne d’Arc: https://www.elijamission.net/diverse-themen-index/