188. Kleine Vaterbetrachtung
“Hab keine Angst vor Deiner Schwäche. Ich bin Deine Stärke.” (inneres Wort)
Welch umsichtiges Wort unseres Vaters! Wie gerne sind wir Menschen stark und fühlen uns sicher. Und doch erleben wir so oft, daß wir uns weder stark noch sicher fühlen können. Manchmal kommt es uns vor, als breche alles unter einem zusammen. Es scheint nichts zu geben, was diese Welt aufhalten könnte, von einer Katastrophe in die andere zu taumeln. Politische, kirchliche und soziale Wirklichkeiten wanken und der Mensch in seiner Schwachheit steht dem hilflos gegenüber.
Der Herr will uns nicht eine »vorletzte Sicherheit« schenken; eine, die sich scheinbar genügend in der Welt auskennt und weiß, wie die Dinge zu geschehen haben. Das ist nicht jene Stärke, die allein aus der unmittelbaren Zuwendung Gottes kommt, denn wie leicht fällt sie in sich zusammen! Das sollte uns lehren, daß auf sie kein Verlaß ist.
Auf unseren Vater hingegen ist Verlaß. Gerade dann, wenn wir die menschlichen Begrenzungen wahrnehmen, lädt uns der Herr ein, vor unserer Schwäche keine Angst zu haben. Die Schwäche gehört zum normalen »außerparadiesischen« Dasein des Menschen, welches wir nie von uns aus überwinden können, so sehr wir es auch versuchen. Wenn wir das realisieren, dann verlassen wir den unnötigen Krampf der Selbstsicherung und es wächst uns eine andere Kraft zu, nämlich die Kraft des Herrn. Diese Stärke verändert die Wahrnehmung des Lebens und läßt uns zur Realität erwachen.