Fünfte Weihnachtsmeditation: Die Heilige Familie  

Die Urzelle menschlicher Gemeinschaft, die Familie, hat Gott Vater durch die Geburt seines Sohnes in eine menschliche Familie hinein gestärkt und uns ihr Beispiel vor Augen gestellt. Gott wollte mit seiner Menschwerdung alle Bereiche des Daseins durchdringen, und an vorzüglicher Stelle steht zunächst die Familie.

Die Liebe zwischen Mann und Frau, die der heilige Paulus so treffend beschreibt, läßt uns das Geheimnis der Liebe zwischen Gott und der Seele erahnen (vgl. Eph 5,24-25.32).

Die natürliche Anziehungskraft zwischen den beiden Personen erinnert uns daran, wie zwischen Gott und uns eine Anziehungskraft der Liebe besteht. Gott liebt uns und die Seele liebt Gott! Wenn sich die Vereinigung der Liebe zwischen Gott und uns ereignet, entsteht neues Leben, nämlich das Leben aus Gott! So entsteht auch in der Liebe zwischen Mann und Frau neues Leben, das Kind.

Auch wenn wir in der heutigen Welt nicht selten weit von diesem ursprünglichen Plan Gottes entfernt sein sollten, so bleibt er doch gültig und leuchtet in der Heiligen Familie hell auf. Hier kommt jedoch noch die Besonderheit hinzu, daß das göttliche Kind zwar auf eine natürliche Weise zur Welt kommt, aber durch das Wirken des Heiligen Geistes gezeugt wurde.

Was kann das über die menschliche Familie aussagen?

In der Heiligung der Familie durch die Präsenz des göttlichen Kindes wird die natürliche Ehe, welche dem Schöpfungsplan Gottes entspricht, erhoben. Sie nimmt jetzt nicht mehr nur in der Schöpfungsordnung Gottes ihren Platz ein, sondern auch in seiner Erlösungsordnung. Da die christliche Ehe zutiefst in das Leben der Kirche eingebettet ist, wächst nun die Aufgabe der Eltern, nicht nur für die natürlichen Lebensbedingungen der Kinder zu sorgen und ihnen eine Heimstatt zu geben, sondern die vorzüglichste Verpflichtung ist es, daß die Kinder den katholischen Glauben empfangen und dieser wachsen und reifen kann. Deshalb spricht man gerne von einer »Hauskirche«, die in den Familien verwirklicht werden sollte.

Dazu gehört eine große Aufmerksamkeit seitens der Eltern, ob durch das Wirken der Gnade Gottes in ihren Kindern Berufungen erwachen, die der Kirche in besonderer Weise als Priester und Ordensleute dienen sollen. Geheiligte Familien, in denen die sakramentale Gnade ihre volle Wirkung entfaltet, werden zu missionarischen Zeichen und legen den Grund für die Heiligung und Heilung anderer Familien.

Die Tatsache, daß Gott die Geburt seines Sohnes einer menschlichen Familie anvertraut hat, stellt uns ihre natürliche Würde und, damit verbunden, auch ihre übernatürliche Aufgabe vor Augen. Sie soll zum geistlichen Ort werden, an dem Leben heranreift, das den Sohn Gottes in dieser Welt bezeugt.

So war es in der Heiligen Familie, und so soll in all den Familien sein, in denen Mann und Frau im Sakrament der Ehe ihre gottgewollte Mission erfüllen wollen und deren Kinder durch die heilige Taufe wiedergeboren wurden.

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