Phil 4,4-7
Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch! Eure Güte werde allen Menschen bekannt. Der Herr ist nahe. Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott! Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken in Christus Jesus bewahren.
Das große Thema der Freude wird heute in beiden Texten, in der Lesung und im Evangelium, angesprochen. Auch in einer der Botschaften von Gott Vater an Madre Eugenia Ravasio kommt dieses Thema vor. Dort heißt es:
“Ich habe den Menschen für mich erschaffen, und so ist es nur gerecht, daß ich alles für den Menschen bin. Losgelöst von seinem Vater und Schöpfer kann der Mensch keine wahre Freude finden, denn sein Herz ist für nichts anderes geschaffen als für mich. Auch ist die Liebe, die ich zu meinen Geschöpfen habe, so groß, daß ich keine Freude so verkoste als die, mitten unter den Menschen zu sein.”
Wir alle wissen, daß die Freude ein großes Geschenk Gottes ist. Sie trägt bereits die Dimension der Erlösung in sich, und in der Ewigkeit werden wir sie für immer erleben. Die geistliche Freude kann aber schon hier auf der Erde dauerhaft in unsere Seelen einziehen.
Menschen, die von Natur aus fröhlich sind und sich nicht so leicht betrüben lassen, versuchen, allen Situationen des Lebens mit Freude zu begegnen. Dennoch wird es Umstände geben, die ihre natürliche Freude trüben können. Die geistliche Freude hingegen kann alle Situationen des Lebens durchdringen. Sie hat einen sieghaften Charakter, und in ihr ist schon die »Glückseligkeit des Himmels« gegenwärtig, wenn auch noch unvollkommen.
Wir wissen, daß wir die Freude nicht direkt erzeugen können. Sie ist nicht unserem Willen unterworfen. Der Apostel aber lädt uns zu dieser Freude ein. In der Tat weisen uns die Texte der Adventszeit immer wieder auf die Freude hin, die Freude der Vergegenwärtigung des so lieblichen und tiefen Festes der Geburt Jesu. Wie wir zu einer dauerhaften inneren Freude kommen können, darauf weist uns der Apostel hin. Es ist die Freude im Herrn. Er ist die Quelle der Freude. Unsere Freude wächst, je mehr wir ihn kennenlernen und je vertrauter wir mit ihm leben, denn diese Quelle der Freude ist unerschöpflich. Umgekehrt gilt: Je weiter wir von Gott entfernt sind, desto mehr fehlt uns die wahre Freude. Wir versuchen, diesen Mangel mit irdischen Tröstungen aller Art zu ersetzen, die aber die Seele leer und unzufrieden zurücklassen.
Die Worte des Apostels zeigen uns, wie wir die geistliche Freude in uns bewahren können. “Eure Güte werde allen Menschen bekannt.”, heißt es im Text. Gute Werke – wir nennen sie Werke der Barmherzigkeit – nähren und erhalten diese Freude. Geben und Teilen ist eine Sprache der Liebe, und wir öffnen unser Herz, in das die Freude dann sehr viel leichter einkehren und dort bleiben kann, als wenn wir alles an uns ziehen und selbst besitzen wollen.
Auch der nächste Satz des Apostels ist ein geistlicher Rat, wie die Freude in uns wachsen und bleiben kann: “Sorgt euch um nichts!”
Es ist die »heilige Sorglosigkeit«, die sich in großem Vertrauen ganz Gott schenkt. Sie erleichtert die Last des Alltags mit seinen Sorgen, überläßt sich Gott und erfährt die Fürsorge des Herrn.
Oft sind es falsche Gedanken und Befürchtungen, die uns von Gott und somit auch von der Quelle der Freude trennen. Auch hier hat der Apostel einen Rat: “Bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott!” Unsere unguten Stimmungen, unsere schlechten Gedanken und die ungeordnete Traurigkeit können wir ins Gebet einschließen und vor Gott tragen. Es bedarf der Wachsamkeit, daß wir uns nicht solchen Gedanken überlassen, denn sie würden die Freude eintrüben. So können wir über die Freude wachen, die uns als Geschenk Gottes und Frucht des Heiligen Geistes anvertraut ist. Mehr über die Freude als Frucht des Heiligen Geistes können sie in meinem YouTube-Kanal hören
(https://www.youtube.com/watch?v=pP_LTKlXr8M&list=PLhPyXvUtDClcEJI6WscFmRgCTv2sQ-kQv&index=6).
Auch Gott hat Freude an uns, besonders dann, wenn wir seine Wege gehen. So entsteht eine Beziehung zu Gott, die als ein Element auch die Freude aneinander in sich trägt. Was für eine strahlende Perspektive des Seins: Gott freut sich an seinen Kindern, und er ist die Freude der Menschen. So soll es sein, und möglichst alle Menschen sollen diese Quelle der Freude erkennen!
Lassen wir uns die Freude am Fest der Geburt des Herrn nicht nehmen, auch nicht durch die Bedrängnisse, die wir derzeit erleben! Sie sind vergänglich! Und wenn die Menschen die Einladung Gottes annehmen, werden auch diese Schatten wieder weichen müssen.
Möge der Herr in seiner Gnade doch eingreifen und auch in dieser Zeit seine Boten senden, die uns den Weg zu ihm zeigen! Mögen doch so große Zeichen geschehen wie bei der Erscheinung der Jungfrau von Guadalupe, nach der sich so viele Menschen zu Christus bekehrt haben! Mögen Frieden und wahre Freude in die Herzen der Menschen einziehen!