Eph 3,2–3a.5–6
Brüder: Ihr habt gehört, welches Amt die Gnade Gottes mir für euch verliehen hat. Durch eine Offenbarung wurde mir das Geheimnis kundgetan. Den Menschen früherer Generationen wurde es nicht kundgetan, jetzt aber ist es seinen heiligen Aposteln und Propheten durch den Geist offenbart worden: daß nämlich die Heiden Miterben sind, zu demselben Leib gehören und mit teilhaben an der Verheißung in Christus Jesus durch das Evangelium.
Diese neue Offenbarung zu verkünden, nämlich daß alle Völker der Erde in die Nachfolge Christi gerufen sind, ist die bleibende Aufgabe der Kirche. Mit dieser Erkenntnis hatte sich Paulus auf den Weg gemacht, um das Evangelium sowohl zu den Juden als auch zu den Heidenvölkern hinauszutragen. Mit Staunen und Dankbarkeit sehen wir die Fruchtbarkeit seines Wirkens.
Diese Mission der Kirche ist noch nicht zu Ende und die Verheißung, daß das Volk Israel seinen Messias erkennen wird, hat sich bisher nicht erfüllt.
Wenn nun in den letzten Jahrzehnten die Dynamik der Mission immer mehr nachgelassen hat, dann müssen wir davon ausgehen, daß der Eifer für diese Mission, welcher sich aus der Kenntnis des Evangeliums ergeben müßte (vgl. Mt 28,19), nachgelassen hat. Man erkennt nicht mehr tief genug die Gnade des Evangeliums und die aus ihr folgende innerste Verpflichtung, zum aktiven Träger der Botschaft des Herrn zu werden.
Wenn das Feuer der Liebe, welches den Heiligen Paulus und viele Missionare erfüllt hat, nicht mehr stark brennt, wie kann es wieder in voller Kraft entfacht werden?
Vielleicht merken wir selbst – möglicherweise noch nicht genügend – wie schläfrig wir geworden sind. Vielleicht haben wir uns unbewußt dem sog. “Mainstreamkatholizismus” angepaßt und es gar nicht richtig wahrgenommen. Möglicherweise denken wir, daß die Evangelisierung der Menschen nicht so wichtig ist und es gut ist, sie ihre eigenen Wege gehen zu lassen. Vielleicht haben wir auch die Meinung übernommen, daß andere Religionen und Lebenswege zu demselben Ziel führen, daß der Katholizismus nur durch Anziehungskraft wirken soll und die Verkündigung des Evangeliums nicht mehr die rettende Bedeutung hat, wie man das früher angenommen hat. Oder man denkt, es reiche aus, wenn andere Menschen durch das Evangelium berührt ihre eigene Religion besser leben; statt durch die konkrete Glaubensverkündigung die Einladung zur Nachfolge Christi deutlich zu machen, solle man sich besser um die gegenwärtigen Probleme der Menschheit kümmern und als Kirche den entsprechenden Platz in der Welt einnehmen. Unsere eigenen Moralvorstellungen sollte man doch besser mit dem gegenwärtigen Empfinden und Denken der Welt in Einklang bringen.
Es kann leicht geschehen, daß man in ein solches Fahrwasser gerät und nicht mehr wahrnimmt, wie das Feuer der Liebe immer mehr erlöscht und die Evangelisierung der Völker aus dem Blick gerät.
Kann und will man dieses Feuer wieder entzünden?
Es ist Sein Feuer der Liebe, das ihn zu uns auf die Welt kommen ließ, um die Menschen zu retten. In Jesus hat es nie aufgehört zu brennen. Kämen wir mit diesem Feuer mehr in Berührung, dann würden wir von innen heraus verstehen, was es für den Herrn bedeutet, wenn das Feuer der Liebe nicht mehr richtig brennt (vgl. Lk 12,49). Wie ist es wohl für ihn, wenn er seine Jünger aussendet, diese aber meinen, es sei heute nicht mehr nötig, seine Botschaft weiterzugeben? Können wir den Schmerz Jesu wahrnehmen, daß den Menschen das große Geschenk häufig vorenthalten wird, das er selbst ihnen machen will?
Und was bedeutet es für unseren himmlischen Vater, wenn er von den Menschen übersehen oder zurückgewiesen wird und wenn er den Menschen all die Reichtümer, die er ihnen schenken möchte, nicht geben kann? Wird da seine Liebe nicht verletzt?
Und unser göttlicher Freund, der Heilige Geist? Mit welcher Liebe und Ausdauer erinnert er uns an all das, was Jesus gesagt und getan hat (Joh 14,26). Betrüben wir ihn nicht, wenn wir nicht mehr richtig hören und sehen?
Und die Mutter des Herrn? Hat sie nicht gesagt: “Was er euch sagt, das tut?” (Joh 2,5). Wünscht sie nicht aus ganzem Herzen, daß alle Menschen auf ihren Sohn hören?
Erneuern wir doch unser kaltes Herz in der brennenden Liebe, die der Herr selbst ist! Tragen wir es ausdauernd zu ihm hin, damit es erglüht und die Völker Kunde erhalten von der überwältigenden Liebe Gottes zu uns Menschen. Heute, an diesem Tag, an dem orthodoxe Christen die Weihnachtsvigil feiern und wir Katholiken die Epiphanie des Herrn – tun wir es wieder neu! Versäumen wir doch keine Zeit! Der Herr wird es vergelten.
Ein Hinweis: Vor wenigen Tagen habe ich ein kurzes Audio “Ein erster Blick auf das Neue Jahr” in meinem Kanal “Balta Lelija” hochgeladen, hier den Link: