ER DENKT DARAN, WIR SIND NUR STAUB

232. Kleine Vaterbetrachtung

“Denn er weiß, was für Gebilde wir sind: Er denkt daran wir sind nur Staub!” (Ps 103,14)

Wie gut und heilsam ist es, daß unser Vater uns so gut kennt! Nichts ist vor ihm verborgen. Und das Wunderbare ist, daß wir uns immer voll Vertrauen ihm nahen können. Kein Mensch kann sich vor ihm rühmen (Eph 2,9) – und das ist heilsam für unseren Stolz.

Bald beginnt die heilige Fastenzeit und wir werden daran erinnert, daß wir Staub sind (Gen 3,19)! Wenn Menschen das vergessen, dann müssen sie daran erinnern werden, daß wir alles von unserem Vater empfangen. Das sollte uns helfen, alle Hybris zu überwinden und dem Stolz und der Eitelkeit gründlich abzusagen.

Wenn stattdessen Dankbarkeit in das Herz einzieht, daß unser unendlicher Vater uns so sehr liebt und uns nach seinem Bilde geschaffen hat, dann beginnen wir in der Realität zu leben. Dann braucht es nicht immer überdeutliche Hinweise, daß wir aus uns heraus nichts vermögen, sondern es ist uns selbstverständlich, daß wir in vollkommener Abhängigkeit von Gott leben. Dies ist nicht etwa eine Herabstufung der Würde unserer Person, wie es manche Menschen empfinden mögen, sondern es ist eine Freude, in der Liebe Gottes zuhause zu sein und von ihm als seine Kinder erhoben zu werden.

Die rechte Demut hat nichts Knechtisches an sich. Im Gegenteil! Sie schenkt große Freiheit, denn wir ordnen uns aus Liebe dem liebenden Vater unter. So kann Gott uns erhöhen und an sich ziehen.

So geschah es der Heiligen Jungfrau Maria: “Ich bin die Magd des Herrn. Mir geschehe nach Deinem Wort” (Lk 1,38) antwortete sie auf das Ansinnen des Erzengels Gabriel. Später ruft die Mutter unseres Herrn aus: “Großes hat der Mächtige an mir getan!” (V.49)

So ist es! Gott erhebt den »Staub«, wenn wir uns nicht im Stolz selbst verschließen! Deshalb sei unser Vater gepriesen, der uns ins Leben rief und die Wege, die er dazu gewählt hat!