Gedenktag des Heiligen Augustinus
Heute schauen wir mit großer Freude auf die Bekehrung des Heiligen Augustinus, welche der Kirche so viel Segen gebracht hat. Wir dürfen gewiß sein, daß das Gebet seiner Mutter, der heiligen Monika und ihre Leiden um den Sohn daran mitwirkten, daß Augustinus schließlich den Weg zu Gott fand. Er selbst hat seinen Kampf in den immer lesenswert bleibenden »Bekenntnissen« festgehalten, die er niederschrieb, nachdem ihm das Licht des Glaubens aufgegangen war und er verstand – wie es uns das Wort des Apostels heute sagt -, wie in der Nachfolge des Herrn gelebt werden soll.
Für Augustinus bedeutete die Bekehrung, einen längeren Weg mit vielen Auseinandersetzungen zu gehen. Besonders schwierig war es für ihn, die Begierlichkeit des Fleisches zu überwinden.
Die folgenden Zeilen sind seinen »Bekenntnissen« entnommen (8. Buch, XI. und XII. Kapitel) und geben einen bewegenden Einblick in die entscheidenden Momente seiner Bekehrung.
“Zurück hielten mich die Nichtigkeiten und Eitelkeiten, meine alten Freundinnen, sie zerrten mich am Mantel meines Fleisches und flüsterten mir zu: »Was, du willst uns verlassen? Von dem Augenblick an werden wir nicht mehr bei dir sein in Ewigkeit. Von dem Augenblick an wird dir dies und jenes nicht erlaubt sein in Ewigkeit«. Welche Bilder brachten sie mir vor die Seele in dem »dies und jenes«! Welche Bilder, o mein Gott! Deine Barmherzigkeit wende sie ab von der Seele deines Dieners! (…)
Sie hielten mich auf, und ich zögerte, sie von mir abzuschütteln, mich loszureißen und hinüberzugehen, wohin ich gerufen ward, indem die mächtige Gewohnheit zu mir sprach: Glaubst du, es ohne jene Dinge aushalten zu können?
Als aber eine tiefe Betrachtung aus geheimem Grunde all mein Elend hervorzog und vor dem Angesicht meines Herzens sammelte, da brach ein gewaltiger Gewittersturm, den Tränen in Strömen begleiteten, in mir los. Ihm freien Lauf zu lassen, erhob ich mich und ging hinweg von Alypius; denn die Einsamkeit erschien mir geeigneter, um mich ausweinen zu können; ich ging hinweg, so weit, daß mich seine Gegenwart nicht mehr zu stören vermochte. (…) Ich warf mich am Stamme eines Feigenbaumes nieder und ließ meinen Tränen freien Lauf, und der Quell des Auges strömte hervor, ein Opfer, das du gern empfingst, und ich sprach, zwar nicht mit denselben Worten, aber doch in diesem Sinne, vieles zu dir: »Du, o Herr, wie lange noch? Wie lange, Herr, wirst du zürnen? Sei nicht eingedenk unserer vorigen Missetat.« Denn von ihr fühlte ich mich gefesselt und stöhnte laut in kläglichem Jammer. Wie lange? Wie lange? Morgen und immer wieder morgen? Warum nicht jetzt, weshalb setzt nicht diese Stunde meiner Schande ihr Ziel?
So sprach ich und weinte bitterlich in der Zerknirschung meines Herzens. Und siehe, da hörte ich eine Stimme aus einem benachbarten Hause in singendem Tone sagen, ein Knabe oder ein Mädchen war es: »Nimm und lies! Nimm und lies!« Ich sann nach, ob vielleicht Kinder in irgendeinem Spiel dergleichen Worte zu singen pflegen, konnte mich aber nicht erinnern, jemals davon gehört zu haben. Da drängte ich meine Tränen zurück, stand auf und legte die gehörten Worte nicht anders aus, als daß ein göttlicher Befehl mir die Heilige Schrift zu öffnen heiße und daß ich das erste Kapitel, auf welches mein Auge fallen würde, lesen sollte. Denn ich hatte von Antonius gehört, daß er beim Vorlesen des Evangeliums in der Kirche, zu dem er zufällig gekommen war, das Wort, das da vorgelesen wurde, als eine Ermahnung auf sich bezog: Gehe hin und verkaufe alles, was du hast, und gib es den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm und folge mir nach. Durch solche Gottesstimme sei er sogleich bekehrt worden. Und so kehrte ich eiligst zu dem Orte zurück, wo Alypius saß und wo ich bei meinem Weggehen die Schriften des Apostels Paulus zurückgelassen hatte. Ich ergriff das Buch, öffnete es und las still für mich den Abschnitt, der mir zuerst in die Augen fiel:
“Laßt uns ehrenhaft leben wie am Tag, ohne maßloses Essen und Trinken, ohne Unzucht und Ausschweifung, ohne Streit und Eifersucht! Vielmehr zieht den Herrn Jesus Christus an und sorgt nicht so für euren Leib, daß die Begierden erwachen.” (Röm 13,13-14).
Ich las nicht weiter, es war wahrlich nicht nötig, denn alsbald am Ende dieser Worte kam das Licht des Friedens über mein Herz und die Nacht des Zweifels entfloh.”
Hören wir noch weiter, wie nach diesem Erlebnis sogleich auch die Heilige Monika Kunde erhielt, denn der dankbare Bekehrte wußte nun noch genauer, was seine Mutter um ihn gelitten haben mußte. Umso größer war die Freude:
“Wir gingen sogleich zur Mutter und erzählten ihr, was geschehen war, und sie freute sich. Wir erzählten ihr, wie es geschehen war; sie jubelte und triumphierte, und sie pries Dich, der überschwänglich mehr tun kann, über alles, das wir bitten oder verstehen, da sie sah, daß ihr von dir weit mehr gewährt worden war, als sie in ihrem Jammer und ihren Tränen zu bitten pflegte. Du bekehrtest mich zu dir, so daß ich weder ein Weib begehrte noch irgendeine Hoffnung dieser Welt; jetzt stand ich auf jenem Richtscheit des Glaubens, auf welchem du mich ihr vor so vielen Jahren gezeigt hattest. Du wandeltest ihre Trauer in Freude.”
Dieses bewegende Zeugnis des Heiligen Augustinus, der nun nach einem langen Kampf zu Gott »nach Hause« kam, zeigt uns die klaren Merkmale einer wahren Bekehrung auf, vom Weg der Sünde zum heiligen Glauben.
Mit der ganzen Zuwendung zu Gott, oder anders ausgedrückt: als die Liebe Gottes ihn überwältigte, ließ nun Augustinus das alte Leben endgültig los. Es hielt ihn nicht mehr auf, wenn er auch weiterhin zu kämpfen hatte.
Eine wahre Bekehrung führt dann in die konkrete Nachfolge Christi, wie das beim Heiligen Augustinus in einer sehr vollkommenen Weise geschah. Es ist wahrhaftig eine Auferstehung von den Toten. Der Heilige Geist wirkt nun weiter im Bekehrten und führt ihn in seine Berufung ein.
Bei Augustinus können wir nur staunen, was alles aus einem Leben werden kann! Bis heute wirkt diese Bekehrung nach: in seinen Schriften und Predigten, in einer Ordensregel, die er schrieb, und in seinem Beispiel, das dem Suchenden Mut machen sollte, nach der Wahrheit Ausschau zu halten.
Schließen wir diese Betrachtung mit einem Wort des Heiligen:
“Spät habe ich dich geliebt, du Schönheit,
ewig alt und ewig neu,
spät habe ich dich geliebt!”
Spät hat Augustinus Gott seine ganze Liebe geschenkt,
aber Dank der Gnade Gottes war es nicht zu spät!